Umgeben von trunk- und machtsüchtigen Menschen erhebt sich der junge Student Raskolnikov über seine armseligen Mitmenschen und wird zum Mörder an einer alten Frau. Völlig unerwartet plagt ihn sein Gewissen. »Geht weg. Geht weg. Raus aus meinem Kopf. Ich habe nichts verlangt. Ich habe nichts gewollt.« Verfolgt von seinen eigenen Gedanken, meldet er sich voller Reue bei der Polizei.
In einer geradezu surrealen Anordnung aus einzelnen Bildern, Stimmen und kurzen Szenen erlebt man ein Panoptikum der Nachtgestalten. Alle scheinen sie in seinem Kopf zu sein: der Alkoholiker Marmeladov, der Wüstling Svidrigailov, die Hure Sonja, seine Mutter, die Schwester und immer wieder die Silhouette der getöteten Aliona Ivanovna.
TRUNKENER PROZESS wurde 1971 am Straßburger Théâtre du Quai in der Regie von Bernard-Marie Koltès uraufgeführt. François Smesny hat das Frühwerk erstmals ins Deutsche übersetzt, so dass man es jetzt als deutschsprachige Erstaufführung am Staatstheater Kassel erleben kann.
Inszenierung: Schirin Khodadadian, Bühne: Ansgar Silies, Kostüme: Ulrike Obermüller, Musik: Kathrin Vellrath, Dramaturgie: Horst Busch
Mit: Nico Link (Rodion Romanovitsch Raskolinkov), Birte Leest (Sonja), Jürgen Wink (Marmeladov) u.a.