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DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL von Wolfgang Amadeus Mozart, Theater FreiburgDIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL von Wolfgang Amadeus Mozart, Theater FreiburgDIE ENTFÜHRUNG AUS DEM...

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL von Wolfgang Amadeus Mozart, Theater Freiburg

PREMIERE SA. 24.1.09, 19.30 Uhr, Großes Haus

Als eine Studie über Macht und Ohnmacht in der Extremsituation einer Entführung konzipierte der Regisseur und Choreograph Joachim Schloemer seine Inszenierung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“, eine Koproduktion von pvc Tanz Freiburg Heidelberg, dem Lucerne Festival und dem Festspielhaus St. Pölten.

Was geschieht mit den betroffenen Menschen in solch einer Ausnahmesituation? Welche Abhängigkeits- und Machtverhältnisse entstehen dabei? Ist überhaupt noch ein „normales“ Leben nach einer überstandenen Entführung vorstellbar? Aus dieser Perspektive begriff Schloemer die „Entführung“ als Experiment unter Aufsicht Bassa Selims, in dem die einzelnen Protagonisten unterschiedlichen Entführungskonstellationen unterworfen werden. Selim spricht daher sämtliche Dialoge selbst, überdies wird jeder Protagonist von einem Sänger und einem Tänzer verkörpert. Die Zweiteilung der Charaktere in Tänzer und Sänger symbolisiert in diesem Zusammenhang den Dualismus zwischen Körper und „Ich“ eines Opfers während einer Entführung, ein Phänomen, das sehr eindringlich in Jan Philipp Reemtsmas Buch „Im Keller“ beschrieben wird.

Schloemer bricht außerdem den originalen Handlungsverlauf des Singspiels auf, indem er einzelne Arien gegeneinander austauscht und die Musiker an neuralgischen Stellen der Handlung sogar Improvisationen spielen lässt: Eine menschliche Extremsituation bringt eben auch extreme Veränderun-gen mit sich. Ein Stilmittel, das sich auch auf der musi-kalischen Ebene fortsetzt: in Mozarts Musik streut der türkische Perkussionist Murat Coskun Improvisationen ein, die diese „Entführung aus dem Serail“ gleichsam aus sich selbst heraus entführen.

Zum ersten Mal ist das Freiburger Barockorchester für eine Opernproduktion Gast im Theater Freiburg. Es dirigiert Attilio Cremonesi.

Es singen und tanzen Johannes Chum und Graham Smith (Belmonte), Robin Johannsen und Alice Gartenschläger (Konstanze), Eberhard Francesco Lorenz und Clint Lutes (Pedrillo), Lini Gong und Murielle Élizéon (Blonde) und Rafael Sigling und Tommy Noonan (Osmin). Die Rolle des Bassa Selim, gewissermaßen das „Alter Ego“ des Regisseurs auf der Bühne, das alle Fäden in den Händen hält, verkör-pert Marianne Hamre.

Musikalische Leitung Attilio Cremonesi

Regie Joachim Schloemer

Bühnenbild Jens Kilian

Kostüme Dagmar Morell

Dramaturgie Henning Bey

Sänger:

Konstanze Robin Johannsen

Blonde Lini Gong

Belmonte Johannes Chum

Pedrillo Eberhard Lorenz

Osmin Andreas Hörl

Schauspielerin:

Bassa Selim Marianne Hamre

Tänzer:

Alice Gartenschläger

Murielle Elizéon

Clint Lutes

Tommy Noonan

Graham Smith

Freiburger Barockorchester

Weitere Vorstellungen im Großen Haus:

25. & 26. Februar 2009

11. & 24. April 2009

5. Juli 2009, jeweils 19.30 Uhr

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