Darf man es in Kauf nehmen, dass für eine scheinbar gerechte Sache oder beim Anschlag auf einen Tyrannen auch Unschuldige zu Tode kommen? Auch die scheinbar politisch-korrekte Tat muss letztlich jeder vor seiner eigenen Moral, seinem Gewissen verantworten.
Albert Camus setzt sich in Die Gerechten genau mit diesem Problemfeld auseinander. Die aufgeworfenen Fragen stellten sich all jenen, die während der deutschen Besetzung Frankreichs im Widerstand kämpften und zu denen auch Camus gehörte. 1949 uraufgeführt, lag der Zweite Weltkrieg erst vier Jahre zurück. Aufstände unterdrückter Kolonialvölker waren nur noch eine Frage der Zeit.
Den historischen Hintergrund für Camus’ Auseinandersetzung mit dem Für und Wider einer revolutionären Aktion liefert eine Episode aus dem vorrevolutionären Russland: Am 4. Februar 1905 warf der Revolutionär und Anarchist Iwan Kaliajew eine Bombe auf den Generalgouverneur von Moskau, der sofort tot war. Ein Mitstreiter Kaliajews, Boris Sawinkow, gab 1931 in Paris seine Erinnerungen eines Terroristen heraus. Camus griff den Stoff auf und verarbeitete ihn zu einem Stück. Auch hier heißt der Bombenwerfer Kaliajew, der beim ersten Attentats versuch zögert, weil er sieht, dass der Neffe des Großfürsten mit in der Kutsche sitzt. Kaliajew folgt seinem tiefen moralischen Empfinden, das es verbietet, Kinder zu töten, gefährdet damit aber den Erfolg der revolutionären Sache. Der zweite Versuch gelingt.
ALBERT CAMUS (1913–1960) kam in Mondovi im heutigen Algerien zur Welt. Sein Vater fiel im Ersten Weltkrieg, seine Mutter war Analphabetin – und doch brachte es Camus, aus kärglichen Verhältnissen kommend, zum gefeierten Autor, der 1957 für sein publizistisches Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis gekrönt wurde. Camus verstand sich als engagierter Autor, dessen Verantwortung über das Schreiben seiner Texte hinausging. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Camus für eine Widerstandszeitung in Paris. Sein berühmter Roman Die Pest erschien 1947.
Regie Alexander Eisenach
Bühnenbild Daniel Wollenzin
Kostümbild Claudia Irro
Musik Sven Michelson
Dramaturgie Johannes Kirsten
Iwan Kaljajew Henning Hartmann
Dora Dulebow Lisa Natalie Arnold
Boris Annenkow, Foka Wolf List
Alexej Woinow, Großfürstin Beatrice Frey
Stepan Fjodorow, Skuratow Jonas Steglich
25.02. Sa 20:00
05.03. So 20:00
10.03. Fr 20:00
26.03. So 20:00