Klytämnestra sinnt seitdem auf Rache und erschlägt gemeinsam mit Aigisthos den heimgekehrten Ehemann heimtückisch im Bad. Agamemnons Sohn Orestes trifft am Grab des Vaters auf seine Schwester Elektra. Gemeinsam beschließen sie, den grausamen Mord am Vater zu rächen und die Mutter samt Liebhaber zu morden. Doch kaum ist die Tat an Klytämnestra und Aigisthos verübt, treten die Erinnyen, die Rachegöttinnen der getöteten Mutter, auf den Plan und beginnen Orestes zu verfolgen. Auf der Flucht sucht Orestes Schutz und Rat im Tempel des Apollon in Delphi. Der Gott schickt Orestes nach Athen. Unter dem Vorsitz der Stadtgöttin Athene versammeln sich die Parteien, die Erinnyen als Klägerinnen auf der einen, Orestes mit seinem Verteidiger Apollon auf der anderen Seite, vor einem unabhängigen Geschworenengericht, das endgültig über Recht und Unrecht entscheiden soll …
In seinem 458 v. Chr. uraufgeführten Werk lässt Aischylos die letzten Auswüchse des Fluchs der Atriden lebendig werden, der über Generationen hinweg das Prinzip der Blutrache als alleiniges Mittel der Konfliktlösung weitergetragen hat.
„Die Orestie“, die einzige erhaltene Tragödientrilogie der antiken Dichtung, thematisiert jedoch nicht nur den archaischen Ritus der Blutrache, sondern legt gleichzeitig den Grundstein für den Übergang von einer Gerichtsbarkeit der Götter hin zu einer modernen Rechtsprechung auf Grundlage eines von Vertretern des Volkes zusammengesetzten Gerichts.
Inszenierung Johannes Zametzer
Bühne Anna Kirschstein
Kostüme Maria Frenzel
Einstudierung Chor Petra Zwingmann
Dramaturgie Andrea Wittstock
Klytaimnestra / Klytaimnestras Schatten Natalie Forester
Agamemnon / Chor der Richter Rainer Furch
Aigisthos / Chor der Richter Dominique Bals
Kassandra / Chor der Frauen Barbara Seeliger
Herold / Diener / Chor der Richter Markus Penne
Wächter / Orestes Daniel Mutlu
Dienerin / Elektra / Chor der Frauen Annalena Loretta Müller
Chor der Männer von Argo / Apollon Henning Kohne
Chor der Männer von Argo / Chor der Richter Richard Erben
Chor der Männer von Argo / Chor der Richter Michael Klein
Chor der Frauen / Athene Hannelore Bähr
Das Antikenprojekt am Pfalztheater spannt einen Bogen antiker Mythen über die Zeiten hinweg von der griechischen Tragödie „Die Orestie“ des Aischylos über Glucks klassizistische Oper „Iphigenie in Aulis“ bis zu Christa Wolfs „Kassandra“ aus dem 20. Jahrhundert. Alle drei Stücke kreisen um die Ereignisse des trojanischen Krieges. Sie lassen sich sogar in eine Handlungschronologie der geschilderten Ereignisse bringen. Jedoch erzählt jedes Stück seinen Teil der Geschichte aus dem Blickwinkel einer anderen Zeit und Werteordnung: Aischylos‘ Tragödie aus der Götterwelt der griechischen Antike heraus, Glucks Oper steht im Kontext der französischen Klassik und des Zeitalters der Aufklärung, die deutsche Autorin Christa Wolf greift den Mythos auf und macht Kassandra gleichwohl für uns zu einer unmittelbaren Zeitgenossin.