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DIE RATTEN, Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann im Landestheater Linz

Premiere 13. Mai 2011 um 19.30 Uhr in den Kammerspielen. -----

 

Eine Haus in Berlin: Zwei Welten treffen aufeinander. Der verkrachte Theaterintendant Hassenreuther gibt in seinem Kostümfundus Schauspielunterricht während seine Wohnungsnachbarin und gelegentliche Raumpflegerin Henriette John ihren rasenden Kinderwunsch durch einen Kinderkauf zu erfüllen versucht...

Weitere Bewohner/Besucher des Hauses: der meist in Hamburg arbeitende Ehegatte Paul John, der bedrohlich-geheimnisvolle Bruder Bruno Mechelke, die verzweifelt-schwangere Pauline Piperkarcka, die rausch-süchtige Sidonie Knobbe und ihre immer hungrige Tochter Selma, Hassenreuthers Gattin Therese und Hassenreuthers Geliebte Alice Rütterbusch, ehemalige Mitglied seines Ensembles, Hassenreuthers Tochter Walburga und ihr Freund Erich Spitta, Ex-Theologiestudent und hoffnungsfroher Schauspielschüler, und diverse, nicht immer ganz zuordnebare Kleinkinder… -

 

Während Hassenreuther, seine vorübergehende soziale Deklassierung ignorierend, den Theologiestudenten Spitta in die Schauspielkunst einführt und seine Tochter mit Moralpredigten traktiert, die in gewissem Widerspruch zu seiner eigenen Lebensweise stehen, kauft Frau John der Piperkarcka ihr unehelich geborenes Kind ab und trägt es auf dem Standesamt als ihr eigenes ein. Doch Pauline fordert das Kind zurück. Und als dann noch der überglücklich heimgekehrte Herr John misstrauisch wird, gerät Frau John in Panik und sucht Hilfe bei ihrem vorbestraften Bruder Bruno. Die Situation beginnt zu eskalieren …

 

Bei der Uraufführung im Januar 2010 im Pariser Théâtre des Bouffes du Nord noch ein Skandal, erkannte man erst in den zwanziger Jahren die Modernität der Ratten. Sie avancierten zum meistgespielten Hauptmann-Stück. „Die Idee des Dramas“, schreibt Hauptmann 1911, „bestand aus dem Gegensatz zweier Welten und hatte diese beiden Welten zum Ausgangsgrund.“ Hauptmann legt Spitta seine eigene naturalistische Programmatik in den Mund: Eine Reinemachefrau könne ebenso gut „Objekt einer Tragödie sein wie ein König“ – also die Abschaffung der Ständeklausel. Hassenreuther beschimpft daraufhin Spitta als Ratte und sieht seine eigene Kunst von der „Rattenplage“ der Moderne bedroht. Währenddessen nagen sich „echte“ Ratten durch das Haus … Simultan erzählt, gehen die groteske Scheinwelt des Theaters und die unverhüllte Tragik des Kleinbürgertums eine gespenstische Synthese ein. „Eine Großstadtdichtung ganz eigentümlicher Art“ (Hans Mayer) – deren Figuren in ihrer komplexen Emotionalität noch und gerade heute tief berühren.

 

Inszenierung Bernarda Horres

Bühne Anja Jungheinrich

Kostüme Alexandra Pitz

Dramaturgie Kathrin Bieligk

 

Harro Hassenreuther Sven-Christian Habich

Therese Hassenreuther Silvia Glogner

Walburga Hassenreuther Angela Šmigoc

Erich Spitta Manuel Klein

Paul John Markus Subramaniam

Jette John Katharina Hofmann

Bruno Mechelke Aurel von Arx

Pauline Piperkarcka Barbara Novotny

Sidonie Knobbe/Alice Rütterbusch Bettina Buchholz

Selma Knobbe Anja Jemc / Karoline Schragen

 

 

 

 

 

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