Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Die Ratten" von Gerhart Hauptmann - Mit Szenen von Einar Schleef und Maxim Gorki - Thalia Theater Hamburg"Die Ratten" von Gerhart Hauptmann - Mit Szenen von Einar Schleef und Maxim..."Die Ratten" von Gerhart...

"Die Ratten" von Gerhart Hauptmann - Mit Szenen von Einar Schleef und Maxim Gorki - Thalia Theater Hamburg

A-Premiere am 17. Januar um 20 Uhr im Thalia Theater

B-Premiere am 19. Januar um 20 Uhr im Thalia Theater

„In der Kantine, da sitzen die Schauspieler... Die Kantine ist im Keller, die Schauspieler sitzen im Keller der menschlichen Empfindungen. Die Garderoben sind ja immer oben. Zwischen Garderobe und Keller ist die Bühne. Die Garderobe ist der Traum, wie man sein will, und dann beginnt der Absturz. Über die Treppen zum Inspizienten. Und dann ist die Niederlage perfekt.“ Einar Schleef

Mit diesem Hinweis auf die Architektur des Theaters beantwortete der Theaterkünstler Einar Schleef die

Frage, was für ihn ein Schauspieler sei. So betrachtet, ist es kein Wunder, dass der Hauptgegenstand des Theaters die Tragödie ist. Gerhart Hauptmann hat zwei Generationen vor Schleef für seine Tragikomödie „Die Ratten“ eine ähnliche Symbolik benutzt. Die Berliner Mietskaserne, in der dieses Stück bei ihm lokalisiert ist, hat ebenfalls drei Ebenen.

 

Oben unterm Dach hat der abgehalfterte Theaterdirektor Hassenreuther sein Reich. Als klassisch fühlender und pragmatisch denkender Regisseur herrscht er dort über seinen Anhang und seine Schüler. In der Mitte, in der „Beletage“, lebt das Ehepaar John den Traum von einer heilen, glücklichen Familie, der aber an der Basis bröckelt und jederzeit in sichzusammenstürzen kann. Und unten im sogenannten „Knochenkeller“ sammeln sich die Abgestürzten aus den oberen Etagen und leben dort ungeniert. Denn jeder Tag könnte für sie der letzte sein. Sie sind frei, zumindest frei von Verantwortung und Leistungsdruck, aber ohne Zukunft und Perspektive. Alle drei Welten existieren in Hauptmanns Stück unter einem Dach. Sie sind zwar voneinander abgeschlossen, aber auch durchlässig, zumindest nach unten in den Keller – der für einige nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Sehnsuchtsort erscheint.

 

Über diesen Keller wird bei Hauptmann auf der Bühne nur gesprochen. Er wird aber nie gezeigt. Knapp

100 Jahre nach der Uraufführung und nach mindestens 500 Inszenierungen, die dieser Klassiker seitdem erfahren haben dürfte, macht Jette Steckels Inszenierung den Versuch, das bei Hauptmann zugrunde liegende Modell zu vervollständigen und auch den „Keller der menschlichen Empfindungen“ auf die Bühne zu bringen. Einar Schleef hat dazu Material geliefert. Sein 1984 auf Originaldokumenten des Moskauer Künstlertheaters basierendes Stück „Die Schauspieler“ handelt von Schauspielern der

Uraufführung von Gorkis „Nachtasyl“, die zwecks Probenvorbereitung in den Keller hinabsteigen. Indem

er Schauspieler „Penner“ erforschen lässt, holt Schleef diese gleichzeitig auf die Bühne. „Kann man einen richtigen Schauspieler mit einem richtigen Penner verwechseln?“

 

Regie Jette Steckel

Bühne Florian Lösche

Kostüme Pauline Hüners

Musik Mark Badur

Dramaturgie Carl Hegemann

 

Ensemble Karin Neuhäuser (Harro Hassenreuther), Franziska Hartmann (Walburga /Alice Rütterbusch),

Mirco Kreibich (Erich Spitta), Jörg Pohl (Herr John, Kleschtsch), Lisa Hagmeister (Frau John), Thomas

Niehaus (Bruno Mechelke / Frau Kielbacke), Maja Schöne (Pauline Piperkarcka / Selma, Tochter von

Frau Sidonie Knobbe), Catrin Striebeck (Frau Sidonie Knobbe), Markus Graf (Quaquaro / Schierke /

Luka) sowie die Live-Musiker Dieter Fischer und Markus Graf

 

Weitere Vorstellung am 23. Januar um 20 Uhr.

Eintritt Premiere 66 / 55 / 44 / 27 Euro / ermäßigt 12 Euro

 

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑