Mit diesem Hinweis auf die Architektur des Theaters beantwortete der Theaterkünstler Einar Schleef die
Frage, was für ihn ein Schauspieler sei. So betrachtet, ist es kein Wunder, dass der Hauptgegenstand des Theaters die Tragödie ist. Gerhart Hauptmann hat zwei Generationen vor Schleef für seine Tragikomödie „Die Ratten“ eine ähnliche Symbolik benutzt. Die Berliner Mietskaserne, in der dieses Stück bei ihm lokalisiert ist, hat ebenfalls drei Ebenen.
Oben unterm Dach hat der abgehalfterte Theaterdirektor Hassenreuther sein Reich. Als klassisch fühlender und pragmatisch denkender Regisseur herrscht er dort über seinen Anhang und seine Schüler. In der Mitte, in der „Beletage“, lebt das Ehepaar John den Traum von einer heilen, glücklichen Familie, der aber an der Basis bröckelt und jederzeit in sichzusammenstürzen kann. Und unten im sogenannten „Knochenkeller“ sammeln sich die Abgestürzten aus den oberen Etagen und leben dort ungeniert. Denn jeder Tag könnte für sie der letzte sein. Sie sind frei, zumindest frei von Verantwortung und Leistungsdruck, aber ohne Zukunft und Perspektive. Alle drei Welten existieren in Hauptmanns Stück unter einem Dach. Sie sind zwar voneinander abgeschlossen, aber auch durchlässig, zumindest nach unten in den Keller – der für einige nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Sehnsuchtsort erscheint.
Über diesen Keller wird bei Hauptmann auf der Bühne nur gesprochen. Er wird aber nie gezeigt. Knapp
100 Jahre nach der Uraufführung und nach mindestens 500 Inszenierungen, die dieser Klassiker seitdem erfahren haben dürfte, macht Jette Steckels Inszenierung den Versuch, das bei Hauptmann zugrunde liegende Modell zu vervollständigen und auch den „Keller der menschlichen Empfindungen“ auf die Bühne zu bringen. Einar Schleef hat dazu Material geliefert. Sein 1984 auf Originaldokumenten des Moskauer Künstlertheaters basierendes Stück „Die Schauspieler“ handelt von Schauspielern der
Uraufführung von Gorkis „Nachtasyl“, die zwecks Probenvorbereitung in den Keller hinabsteigen. Indem
er Schauspieler „Penner“ erforschen lässt, holt Schleef diese gleichzeitig auf die Bühne. „Kann man einen richtigen Schauspieler mit einem richtigen Penner verwechseln?“
Regie Jette Steckel
Bühne Florian Lösche
Kostüme Pauline Hüners
Musik Mark Badur
Dramaturgie Carl Hegemann
Ensemble Karin Neuhäuser (Harro Hassenreuther), Franziska Hartmann (Walburga /Alice Rütterbusch),
Mirco Kreibich (Erich Spitta), Jörg Pohl (Herr John, Kleschtsch), Lisa Hagmeister (Frau John), Thomas
Niehaus (Bruno Mechelke / Frau Kielbacke), Maja Schöne (Pauline Piperkarcka / Selma, Tochter von
Frau Sidonie Knobbe), Catrin Striebeck (Frau Sidonie Knobbe), Markus Graf (Quaquaro / Schierke /
Luka) sowie die Live-Musiker Dieter Fischer und Markus Graf
Weitere Vorstellung am 23. Januar um 20 Uhr.
Eintritt Premiere 66 / 55 / 44 / 27 Euro / ermäßigt 12 Euro
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de