Er ist ein kritischer Chronist der alten Bundesrepublik und hat in seinen Arbeiten die Verlierer der Nachkriegsära zu Protagonisten gemacht, die ebenso Opfer wie Täter sind. Man lerne weit mehr über Macht, so Fassbinder, wenn man die Lebensstile und Anpassungsstrategien von Ausgeschlossenen zeige.
„Die Sehnsucht der Veronika Voss“ ist der letzte Teil seiner Trilogie – nach „Die Ehe der Maria Braun“
und „Lola“ – die über Neubeginn, Anpassung und zerbrochene Lebensschicksale starker Frauen im
Nachkriegsdeutschland erzählt. Sie scheitern am deutschen Kleinbürgertum, das die eigene Enge,
Begrenztheit und Gier nur im Rausch, nur durch Drogenkonsum und Arzneimittelmissbrauch erträgt.
Die tragische Geschichte der Veronika Voss, einstiger Filmstar und in den 50er Jahren in Vergessenheit
geraten, ist zum Teil der Biografie des UFA-Stars Sybille Schmitz nachempfunden, die sich nach dem
Krieg um ein Comeback bemüht. Doch sie scheitert und wählt schließlich den Freitod. Fassbinders
Protagonistin, Veronika Voss, lebt in einer Traumwelt des vergangenen Ruhms. Sie ist physisch wie
psychisch abhängig von der Nervenärztin Dr. Katz, die ihr Morphium verkauft, an dem die Schauspielerin schließlich zugrunde geht. Egal wie tief Fassbinders Menschen in ihre Täter- und Opferrollen verstrickt sind, in seinen Filmen stecke eine unerschütterliche Hoffnung, so der Filmwissenschaftler Georg Seeßlen: Die Hoffnung, dass der Mensch auch jenseits der Leinwand oder Bühne eine Lehre ziehen wird.
Drehbuch von Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich
Regie Bastian Kraft
Bühne und Video Peter Baur
Kostüme Anna van Leen
Musik Arthur Fussy
Dramaturgie Beate Heine
Mit Victoria Trauttmansdorff (Veronika Voss), André Szymanski (Robert Krohn), Marie Löcker
(Henriette/Josefa, Assistentin Dr. Katz), Sandra Flubacher (Dr. Katz), Marina Wandruska (Frau
Treibel/Grete, Kollegin von Robert/Juwelier-Verkäuferin/Sekretärin Filmproduzent), Christoph Bantzer
(Herr Treibel), Günter Schaupp (Max Rehbein, Veronikas Exmann/Filmproduzent/Chefredakteur/Dr.
Edel, Chef der Gesundheitsbehörde/Gärtner, Nachbar der Treibels/Polizist/Kellner)
Weitere Vorstellungen am 24. Februar und am 6. März jeweils um 20 Uhr.
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de