Den ganzen Tag über kann der Besucher spannende Vorträge und Vorführungen über den Zusammenhang von Musik und Informatik erleben und sich am Abend bei der Kammeroper „The Penal Colony“ von der Anwendung der Computertechnologie in der Kunst überraschen lassen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen (mit Ausnahme von „In the Penal Colony“) ist frei!
11 Uhr beginnt der Informatiktag mit dem eindrucksvollen Vortrag über die künstliche Stradivari von Dr. Friedrich Blutner. Blutner zählt zu den bekanntesten Forschern auf dem Gebiet der Psychoakustik. Sein Labor im Vogtland ist mittlerweile zu einem bedeutenden Zentrum der Klangforschung für vielfältigste Anwendungsbereiche geworden. Das Rätsel um den einzigartigen Klang einer Stradivari Violine fasziniert seit Jahrhunderten die Musikwelt – und so auch den Sounddesigner. Im Vortrag wird erläutert, wie mit Hilfe aufwendiger Computersimulationen und Studien seine ‚Stradivari’ aus Komposit-Materialien entstanden ist.
13 Uhr stellt 3D-Spezialist Thorsten Hemke (gemeinsam mit dem Web-Designer Dominik Schech) dem Besucher beeindruckende 360-Grad-Fotos der Semperoper unter dem Motto „You get what you see“ vor. Hemke beschäftigt sich mit den Möglichkeiten von 360-Grad-Panoramen. Ohne seine Arbeit wäre die Renovierung und Wiedereröffnung der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar wohl kaum möglich gewesen. Seine dokumentarischen Bildfolgen schufen eine präzise Vorstellung von der ursprünglichen Gestalt des historischen Raums und seiner Ausstattung. Für die Semperoper erstellt Hemke nun ein Panorama, das dem Interessenten die Gelegenheit bieten wird, vom heimischen PC aus einen virtuellen Rundgang durch die Räume der Semperoper zu unternehmen, per Mausklick Türen zu öffnen, Räume zu betreten, eine direkte Platzbuchung (mit Bühnenblick) vorzunehmen und nicht zuletzt den Vorhang zu öffnen.
15 Uhr kann man unter dem Titel „Der Klang der Wunderharfe“ den visualisierten Sound der Staatskapelle erleben. Schon immer hat die Akustik der Semperoper das Publikum fasziniert. Wie ist es möglich, dass ein Konzert- und Theatersaal des 19. Jahrhunderts solche überragenden akustischen Voraussetzungen für die Aufführung von Musikwerken liefert? Die Firma Synotec hat hier mit der Erforschung der Ausbreitung des Klanges Pionierarbeit zur Entschlüsselung des Geheimnisses geleistet.
18 Uhr führt Arne Walther, Assistent des Technischen Direktors, vor, wie ein Bühnenbild am PC entsteht. Ohne die Unterstützung komplizierter Bühnenabläufe durch Computerprogramme wären heute viele Inszenierungen nicht mehr möglich. Zuverlässigkeit, Präzision und mechanische Leistungsfähigkeit lassen sich nur noch mit Hilfe von aufwendigen Software-Programmen regeln. Beispielhaft werden Abläufe und Programme dokumentiert und experimentell erläutert.
Wer die Zusammenhänge zwischen Kunst und Computertechnologie direkt in der künstlerischen Praxis erleben will, kann dies 20 Uhr mit dem Besuch der Inszenierung «In the Penal Colony – In der Strafkolonie» tun. Die Kammeroper von Philip Glass basiert, wie es der Titel schon verrät, auf Kafkas Text „In der Strafkolonie“. Glass’ Werk setzt sich mit der unendlichen Kette von Leiden auseinander, die Menschen sich gegenseitig zuzufügen fähig sind. Die Oper spielt in einem virtuellen Bühnenbild, das live von einer Künstlerin auf der Bühne gesteuert wird. Die Wirklichkeit wird so experimentell in Frage gestellt.
semper kleine szene
Die Kammerbühne der Sächsischen Staatsoper Dresden
Bautzner Straße 107
01099 Dresden
Für Rückfragen: 0351-4911-214
Linie 11, Haltestelle Nordstraße
Der Informatiktag der Semperoper
in der semper kleinen szene im Überblick
8. 10. 2006
11 Uhr Die künstliche Stradivari – Entschlüsselung des Gen-Codes eines musikalischen Rätsels
13 Uhr 360 Grad-Fotos – You get what you see
15 Uhr Der Klang der Wunderharfe – Der visualisierte Sound der Staatskapelle
18 Uhr Musik und Dramatik – dank Informatik! Ein Bühnenbild entsteht am PC
20 Uhr „In the Penal Colony – In der Strafkolonie“
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei,
mit Ausnahme von „In the Penal Colony“.