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"Ein Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka im Salzburger Landestheater "Ein Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka im Salzburger Landestheater "Ein Bericht für eine...

"Ein Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka im Salzburger Landestheater

Premiere in Saözburg Mi. 28.09.2016 19.30´. -----

Das Genom eines Menschen und eines Schimpansen ist zu 97 % identisch: die Wissenschaftler des »Great Ape Project« kämpfen deswegen darum, Menschenaffen als Mitgeschöpfe zu akzeptieren und ihnen auch Menschenrechte zu verleihen. Diese Debatte der Gleichheit oder Ungleichheit zwischen Affe und Mensch befeuerte Franz Kafka schon 1917 mit seinem »Bericht für eine Akademie«.

Der Affe »Rotpeter« doziert und plaudert vor der Akademie souverän und distanziert über seinen äffischen Ursprung und seine Entwicklung zum Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Aber je intensiver seine Erinnerungen werden, desto mehr steigt die Emotionalität seines Vortrages. Die Situation eskaliert, denn die Zivilisation ist für den Affenmenschen auch ein Synonym für Entfremdung.

Um zu überleben, lässt sich Rotpeter menschliche Verhaltensweisen an dressieren. Auf dem qualvollen Transport im Käfig von der Goldküste nach Europa wird ihm klar, dass ein Entkommen unmöglich ist und dass ihn nur die Anpassung an den Menschen retten kann. Also erlernt er von der Schiff sbesatzung zunächst den Umgang mit der Tabakspfeife und der Schnapsflasche – und spricht alsbald auch sein erstes Wort: »Hallo«. Nach diesen frühen Sozialisationserfolgen stellt sich bald die Frage: Zoo oder Varieté? Da Zoo Gefangenschaft bedeutet, entscheidet sich der Affe, bereits sehr menschlich geworden, für das Varieté, denn das heißt Ruhm. Die Anpassung ist gelungen – aber der Kampf zwischen Natur und Kultur in ihm dauert an.

Franz Kafkas (1883–1924) Erzählung »Ein Bericht für eine Akademie« erschien zuerst 1917 in der Zeitschrift »Der Jude«, 1920 dann im Rahmen des Bandes »Ein Landarzt«. Anregungen zur Erzählung dürfte Kafka in einem Prager Varieté gefunden haben, in dem 1908/1909 Vorführungen eines dressierten Schimpansen mit dem Namen »Konsul Peter« gezeigt wurden. Carl Philip von Maldeghem macht sich mit dem Schauspieler Georg Clementi an die Erforschung des Affen Rotpeter, dem die Gleichheit mit dem Menschen die lebenswerteste Daseinsform zu sein scheint. Die Produktion wird als Kooperation mit der Kunstbox Seekirchen und im Herbst 2016 in den Kammerspielen in Salzburg gezeigt.

Eine Kooperation mit der Kunstbox Seekirchen

Inszenierung und Raum Carl Philip von Maldeghem

Darsteller Georg Clementi

Di. 04.10.2016 19.30

Fr. 14.10.2016 19.30

So. 16.10.2016 19.00

So. 23.10.2016 19.00

Sa. 29.10.2016 19.00

So. 11.12.2016 16.00

Di. 13.12.2016 19.30

Fr. 30.12.2016 19.30

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