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ELIZAVETA BAM von Daniil Charms im Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen

Premiere am 20. April / 20 Uhr / Großer Saal. -----

Ein lautes Klopfen an der Tür: die junge Elizaveta soll unter Angabe fadenscheiniger Gründe verhaftet und abgeführt werden. Ein Willkürakt, der in Gestalt zweier fadenscheiniger Clowns über das bürgerliche Kleinfamilienidyll hereinbricht.

In wildem Spiel, das ebenso grotesk wie gefährlich ist, nehmen sie sowohl Wohnstube als auch Bewohner auseinander, bis der Vater das Schwert erhebt zum tödlichen Duell.

Am Ende sind auch die letzten Gewissheiten gesprengt und alle Gesetzmäßigkeiten der Logik auf den Kopf gestellt. Daniil Charms, ein ausgewiesener Meister des Absurden, entwirft ein irrwitziges Verwirrspiel, das mit verschiedenen Genres und Theaterformen ebenso humorvoll wie überraschend jongliert: Melodram trifft auf Slapstick, Singspiel auf handfeste Action, Philosophie auf Nonsens und Farce auf Tragödie.

Der russische Schriftsteller Daniil Charms (1905-1942) sagte von sich selbst: „Mich interessiert nur der Quatsch; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat. Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.“Geprägt von der Oktoberrevolution und einem Leben als mittelloser Bohemien der russischen Avantgarde, zeichnete er sich durch seine literarische Vielseitigkeit ebenso aus wie durch die Exzentrik seiner Auftritte. Sein alle Gattungen umfassendes Werk, oft mit dem von Kafka und Beckett verglichen, brachte ihn wegen des absurden Stils und systemkritischer Tendenzen zu Lebzeiten immer wieder in Konflikt mit der Staatsmacht.

Infolgedessen hielt sich Charms nur mühsam mit dem Dichten und Rezitieren von Kindergeschichten über Wasser. Er wurde mehrmals verhaftet und starb während der Leningrader Blockade im Gefängnis mutmaßlich den Hungertod. Seine Werke konnten zum großen Teil erst lange nach seinem Tod im Zuge der Perestrojka veröffentlicht werden. Das Stück „Elizaveta Bam“ schrieb Daniil Charms für die Theatersektion der avantgardistischen Künstlervereinigung Oberiu, die es 1928 unter seiner Regie uraufführte. Danach wurde „Elizaveta Bam“ sofort verboten und erst in den 80er Jahren für die Bühne wiederentdeckt.

Der Regisseur Christian Weise, geboren 1973, studierte an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Danach war er zunächst als Schauspieler und Puppenspieler am Maxim Gorki Theater, am Schauspiel Frankfurt und am TAT Frankfurt engagiert. Seit 2001 ist er als Regisseur tätig und arbeitete am Nationaltheater Mannheim, am Schauspiel Köln, am Deutschen Theater Berlin, am Schauspiel Zürich, bei den Salzburger Festspielen und am Neuen Theater Halle, wo er von 2005 bis 2007 auch Hausregisseur war. In gleicher Funktion inszenierte Christian Weise seit 2006 regelmäßig am Staatstheater Stuttgart.

Inszenierung Christian Weise

Ausstattung Moritz Müller

Musik Falk Effenberger

Kampfchoreographie Klaus Figge

Dramaturgie Maria Viktoria Linke

Regieassistenz Bibiana Mendes

Bühnenbildassistenz Antonia Leichtle

Kostümassistenz Hannah Becklein

Inspizienz Ermis Zilelidis

Soufflage Bernhard Klasing

Elizaweta Bam Margarita Wiesner

Pjotr Nikolajewitsch Johannes Benecke

Iwan Iwanowitsch Patrick Schnicke

Vater Udo Rau

Mutter Hildegard Maier

Bettler Karlheinz Schmitt

weitere Vorstellungen: 27.4. / 4.5. / 11.5. ( im Anschluss an die Aufführung: Das große Charms-Spezial mit Übersetzer und Rezitator Alexander Nitzberg!)

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