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Erklärung von Claus Peymann zum Gastspiel des BERLINER ENSEMBLES mit Brechts MUTTER COURAGE in Teheran

und einer für den 8. Februar geplanten Demonstration dagegen

 

"Ich halte das Gastspiel des BERLINER ENSEMBLES vom 12. bis 14. Februar auf dem Fadrj-Festival in Teheran für das wichtigste Gastspiel unseres Theaters in den letzten Jahren.

 

 

Das BE gastierte von Tokio bis Moskau, von Buenos Aires bis Neu Delhi, von Edinburgh bis Caracas, aber keiner dieser Gastspielorte hatte den gleichen Stellenwert wie das jetzt geplante Gastspiel im Iran.

 

In einem vom Krieg bedrohten Land ein Anti-Kriegsstück wie die MUTTER COURAGE von Brecht zu spielen, hat eine besondere Bedeutung. In einer Welt, die sich lange schon in einer neuen Form des Kalten Krieges befindet und in der bedrohlich die Waffen gegeneinander aufgestellt sind, muss die Kunst, müssen die Künstler, müssen die Theaterleute Grenzen überschreiten. Unsere Sprache ist für alle verständlich und wir zeigen Menschen – und keine Feindbilder.

 

Wir werden in Teheran für ein neugieriges, intelligentes, großstädtisches Publikum unsere Aufführungen spielen. Wir werden dort so wenig für die Herrschenden und Staatsführer spielen, wie wir hier in unserem Theater am Schiffbauerdamm für Angela Merkel, Gerhard Schröder oder Klaus Wowereit Theater spielen. Unser Gastspiel ist nicht der Ausdruck einer Solidarität mit der vorherrschenden politischen Meinung des Iran, sondern ein Geschenk an die theaterinteressierten Bürger von Teheran

 

– und es ist schon gar nicht eine Demonstration für oder gegen ein politisches System. Eine Demonstration für oder gegen das System ist ausschließlich eine Sache der Iraner selbst.

 

Der für Freitag, den 8. Februar, geplanten Demonstration auf dem Bertolt-Brecht-Platz vor unserem Theater gegen das Gastspiel in Teheran sehen wir mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. Es ist immer schön, wenn Aktionen oder Aufführungen eines Theaters das Interesse vieler Menschen wecken und sich dazu kontroverse Meinungen bilden können. Ich selbst werde mit Neugier den Argumenten der Demonstranten lauschen. Die Pressemitteilung der Veranstalter der Demonstration ist allerdings ein besonders übles Machwerk der Unterstellungen und Lügen.

 

Für den späteren Abend des Freitags, den 8. Februar, freue ich mich allerdings noch viel mehr auf die Premiere von Shakespeares

 

RICHARD III., in deren Mittelpunkt ein exemplarischer Gewaltverbrecher steht, der über Leichen geht, um König zu werden.

 

So lebendig ist Theater!"

 

 

 

 

 

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