Über ihrem Treffen stehen die Erinnerung an gemeinsame Ideale, an amouröse Annäherungsversuche, Intimität und die Sehnsucht nach einer alle „Abschnitte“ des Lebens überdauernden Verbundenheit. Eine Nacht lang umschwirren sie sich, treffen irgendwann aufeinander, weil ihre Einsamkeit sie nicht schlafen lässt. „Hast mal dazugehört. Zum Mittelstand. Zum emotionalen Mittelstand. Hast sagen können: geht. Geht schon“. Dies trifft im Kern eine ganze Generation, die immer noch auf irgendetwas Epochales wartet und doch freiwillig in der Bedeutungslosigkeit verharrt.
Und so werden Beziehungsgeflechte ausgelotet, Bilanzen gezogen und neue Perspektiven eingenommen. Das gestaltet sich schwierig: jeder reflektiert, denkt und redet für sich – und doch irgendwie gemeinsam. Ihre Selbstgespräche werden zu Selbstbehauptung und Selbstdarstellung.
Ewald Palmetshofers Sprache lebt vom Unausgesprochenen, vom diffizilen Subtext hinter den Zeilen. Sein „wohnen. unter glas“, 2008 uraufgeführt, porträtiert die Generation der heute Anfang Dreißigjährigen, die vor lauter Möglichkeiten ihre Identitäts- und Lebensentwürfe ständig neu justieren müssen.
Die junge Regisseurin Julia Kohlhaas spürt in der Kunstsprache des österreichischen Dramatikers auch unsere Posts und Blogs in sozialen Netzwerken im Internet auf: flüchtige, spontane Beiträge – archivierte Dokumente und Darstellungen unseres Lebens: Ich poste, also bin ich? Nach dem Monologabend „Ein Kind unserer Zeit“ von Horváth in der Spielzeit 2010/2011 ist „wohnen. unter glas“ ihre zweite Regiearbeit am Schauspiel Köln.
Es spielen: Nikolaus Benda (Max), Marina Frenk (Babsi) und Lena Schwarz (Jeani)
Regie: Julia Kohlhaas,
Bühne: Thomas Dreißigacker,
Kostüme: Geraldine Arnold,
Musik und Video: Jörg Follert,
Dramaturgie: Lucie Ortmann,
Licht: Christian Huber
Weitere Vorstellungen am 13., 25. und 27. Februar