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"Faust I" von Johann Wolfgang von Goethe, Württembergische Landesbühne Esslingen

Premiere: 21.10.2010, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Nicht weniger als vom Himmel durch die Welt zur Hölle führt diese bekannteste Reise des deutschen Theaters. Dr. Heinrich Faust, Arzt und Gelehrter in vier Disziplinen, hat eine fatale Bilanz eines freudlos gewordenen Lebens zu ziehen.

Er erkennt, dass man nichts wissen, lehren, erschaffen könne, da die Triebkräfte der Natur weiter unergründlich sind. Faust sucht den Stein der Weisen, die geistige Höhe, wo kühle Vernunft und göttliche Offenbarung sich treffen. Er will sein wie Gott. Sein eigentliches Problem ist ein anderes – das Vergehen von Zeit ohne wirkliche Veränderung, dafür mit dem Resultat einer inneren Leere. Am Vorabend des Osterfestes ist er dem Selbstmord nahe, wird aber von österlichen Kirchenklängen seiner Jugend davon abgehalten, sein Gift zu trinken. Stattdessen begibt er sich unter die Leute. Die Stadt erwacht aus winterlicher Starre, doch Fausts Distanz zur Gesellschaft ist zu groß.

Das ist auch an anderer Stelle aufgefallen. Mephisto, der teuflische Teil der Hölle, der die Menschen am meisten liebt, wählt Faust, um erneut mit den himmlischen Kräften um eine Seele zu ringen. Als Pudel tritt er auf, zeigt sich in doppelter Gestalt, nennt sich Diener und Knecht und verspricht endlich wieder ein Leben. Der Seelenpakt wird geschlossen für einen Moment des ruhenden Genießens in der Rastlosigkeit der Zeit. So geht es auf zum „neuen Lebenslauf“. Die innere Starre des Alters nimmt in der Hexenküche ein Elixier, das auch andere Triebe weckt, da steht plötzlich Margarethe auf der Straße. Fausts Stürmen und Drängen in die Welt erhält sein Opfer. Margarethe wird zur verfemten Kindsmörderin mit der Last zweier weiterer Leichen.

Faust wiederum hält sich nicht auf…Wann wird aus edelem Streben willfährige Gier? Welche Eigenschaften machen Menschen zu Tätern, welche zu Opfern? Goethes Lebenswerk präsentiert in aller Brüchigkeit eine hochbrisante Studie über die Verantwortung, sich Grenzen zu setzen, wenn das Zusammenleben funktionieren soll. Mit einer barocken Fülle von Theatermitteln spielend, darf man sich neu auf diese Reise begeben.

Inszenierung: Manuel Soubeyrand

Ausstattung: Michaela Springer Musik- und Choreinstudierung: Alexander Suckel Choreographie: Annett Bauer

Es spielen: Nora Backhaus, Nadine Ehrenreich, Kristin Göpfert, Nele Niemeyer, Susanne Weckerle, Lothar Bobbe, Nikolaos Eleftheriadis, Jonas Pätzold, Stefan Wancura, Matthias Zajgier

Weitere Vorstellungen in Esslingen: Fr. 22.10., Mi. 27.10., Sa. 30.10.

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