DAS FESTIVALPROGRAMM 2017: 08. BIS 18.06.2017, SCHAUSPIELHAUS / BALLHOF EINS / BALLHOF ZWEI / CUMBERLANDSCHE BÜHNE / WEITERE AUSSENSPIELORTE. --
Elf Tage lang feiert Hannover die Vielfalt internationaler Theaterformen – von klassischen Bühnenstücken über Theater an außergewöhnlichen Orten bis zu Performances zum Mitmachen. Politischer Zündstoff und Partizipation, Geschlechterrollen und Körperbilder sind thematische Schnittmengen innerhalb des Programms, das Gastspiele aus Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Libanon, Mexiko, Schweden, Slowenien, Südafrika und den USA zeigt. Neben den zeitgenössischen Theaterproduktionen bietet das Festival mit dem Programm+ ein umfangreiches Rahmenprogramm in Kooperation mit zahlreichen Partnern.
Politischer und gesellschaftlicher Zündstoff
Am 8. Juni eröffnet das Festival mit dem Polit-Thriller Tristesses von Anne-Cécile Vandalem. Zwischen Fakten und Fiktion changierend, erzählt die belgische Regisseurin vom Aufstieg einer rechtsradikalen Partei und untersucht unsere Fähigkeit, autoritären Systemen zu widerstehen. In ihrem bildgewaltigen Dokumentarstück Mare Nostrum über den Guerillakrieg in Kolumbien prangert die Mexikanerin Laura Uribe die Unmenschlichkeit des Kapitalismus an. Und die schwedische Satire Tigern über den Aufruhr um eine entlaufene Raubkatze führt uns unseren Umgang mit dem Fremden vor Augen.
600 HIGHWAYMEN, die schon 2015 zu Gast bei den Theaterformen waren, machen die Zuschauer zu Mitspielern: In The Fever loten die New Yorker gemeinsam mit dem Publikum die Grenzen individueller und kollektiver Verantwortung aus.
In der Stadt und mit der Stadt
Mit drei Stücken lädt das Festival an Orte fernab der klassischen Bühne ein: Beim Stadtspaziergang Walk, Hands, Eyes (Hannover) entdeckt man Hannover mit geschlossenen Augen neu. Eine intime slowenische Fassung von Tschechows Drei Schwestern in einer alten Industriehalle in Leinhausen lässt die Grenze zwischen Figuren und Zuschauern verschwimmen. Schließlich entführt Dein Wort in meinem Mund, von Anna Rispoli und Lotte Lindner & Till Steinbrenner eigens für das Festival produziert, das Publikum an ganz verschiedene Orte: öffentliche, profane, sakrale und höchst intime. In der Auseinandersetzung mit realen Interviews über das Thema Liebe fühlen sich die Teilnehmer ein in fremde Wertvorstellungen und politische Einstellungen.
Was Hannover über Eigentum denkt
Als Partner der Ausstellung PRODUKTION. Made in Germany Drei zeigt das Festival Theaterformen das Stück Oratorium vom Berliner Performance-Kollektiv She She Pop. Gemeinsam mit dem Publikum und einem Chor von Hannoveranern sprechen She She Pop über Eigentum und nehmen Besitzverhältnisse und Machtbeziehungen unter die Lupe.
2089 Geschlechterrollen und Körperbilder
Körperlich, cool und futuristisch wird es in der Tanzperformance Sylphidarium. Francesca Pennini zerlegt die Balletttradition mittels Live-Musik, getauschten Geschlechterrollen,
über 100 extravaganten Kostümen und einem selbstironischen Blick auf Hipness und Körperkult. Sacha Yanow tritt in Dad Band als ihr eigener Vater auf. Und auch Choreografin Nora Chipaumire setzt sich in Portrait of Myself as My Father mit der
Vaterfigur auseinander – sie nimmt sie zum Anlass, koloniale und postkoloniale Strategien zu hinterfragen. In Play Rape macht die Finnin Anna Paavilainen die hierarchischen Beziehungen im Stadttheater sichtbar. Um Frauenbilder in arabischen Filmen der 1940er- bis 1990-Jahre schließlich geht es in der libanesisch-französischen Musik-Performance Love and Revenge von Randa Mirza und Rayess Bek.
Programm+
Neben den Theaterproduktionen bietet das Festival mit dem Programm+ ein umfangreiches Rahmenprogramm mit zahlreichen Partnern. Zu diesem zählen als bewährte Formate die Stückeinführungen, Warm-ups und Diskussionen sowie die Konzertabende mit angesagten Indie-Bands im Festivalzentrum im Hof des Schauspielhauses. Das Orchester im Treppenhaus inszeniert im Kulissenmagazin des Schauspielhauses eine sechsteilige Konzertperformance. Gemeinsam mit den regionalen Hochschulen werden Seminare und Workshops für Studierende angeboten. Im Vorfeld des Festivals zeigt das Kino im Künstlerhaus Filme mit Theaterbezug.
Alle Infos www.theaterformen.de