Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Fjodor Dostojewskij, "Der Idiot", Adaption von Andriy Zholdak, Theater OberhausenFjodor Dostojewskij, "Der Idiot", Adaption von Andriy Zholdak, Theater...Fjodor Dostojewskij,...

Fjodor Dostojewskij, "Der Idiot", Adaption von Andriy Zholdak, Theater Oberhausen

Premiere 20. Mai 2011, 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

 

Der junge Fürst Myschkin kehrt nach jahrelangem Aufenthalt in einer Schweizer Heilanstalt nach Sankt Petersburg zurück. Er leidet (wie Dostojewski selbst) an Epilepsie.

 

 

Im Zug lernt er den Kaufmannsohn Parfjonn Rogoschin kennen, der ihm von seiner unseligen Liebe zu der schönen Mätresse Nastassja Filippowna erzählt. Durch die „heilige Krankheit“ seherisch begabt, ahnt Myschkin, dass eine solche Leidenschaft in Hass und Vernichtung umschlagen muss. Wie ein moderner Don Quixote stürzt er sich in einen vergeblichen Kampf, um das drohende Unheil zu verhindern.

 

Den Jahren nach erwachsen, gleicht Fürst Myschkin aber in emotionaler Hinsicht einem Kind. Vieles, was der Gesellschaft als „idiotisch“ erscheint, beruht schlicht auf seiner naiven Ehrlichkeit und Vertrauensseligkeit.

 

Der Idiot erschien von Januar 1868 bis Februar 1869 in der Zeitschrift „Russki Westnik“. Dostojewski beschreibt darin eine Gesellschaft, die jeden Glauben verloren hat und deren Mitglieder egoistisch, nur ihrer Vernunft gehorchend, ihre Interessen verfolgen. Seine Titelfigur Fürst Myschkin zeichnet Dostojewski als sowohl schwache wie verklärte Lichtgestalt, als Narren und Erlöser zugleich: Mit seinem hellen Haar, dem weißblonden Bart und den großen blauen Augen erscheint er auf merkwürdige Weise unberührbar. Die laute, gottlose, gewalttätige Welt nimmt ihn sofort als Störfaktor wahr und verletzt ihn auf derart grausame Art, dass ihn am Schluss erneut die „heilige Krankheit“ umfängt, um ihn vor all dem Bösen zu bewahren.

 

Der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak leitete von 2002-2005 das Shevchenko-Theater in Charkiv. Als freier Regisseur arbeitet er u.a. in Russland, Frankreich, Rumänien und in der Schweiz. Seine bildgewaltigen Inszenierungen sind im deutschsprachigen Raum bei den Berliner Festspielen und den Wiener Festwochen zu sehen sowie bei internationalen Festivals in Polen, Italien, Spanien, Kroatien, Bulgarien, Slowenien, der Slowakei, Finnland, den Niederlanden, in Korea und Japan. Neben zahlreichen Preisen erhält er 2004 den UNESCO-Preis für Regie und wird immer wieder zu diversen internationalen Theaterfestivals eingeladen.

 

Zholdaks Theater ist total und radikal. Er ist bekannt für seine enorme Wandlungsfähigkeit. Jetzt bringt Andriy Zholdak mit Dostojewskijs Der Idiot nach seiner atemberaubenden und bildgewaltigen Adaption von Henry Millers Sexus (2009) erneut ein großes episches Werk auf die Bühne des Theater Oberhausen. Obsessiv beschäftigt sich Zholdak seit vielen Jahren mit dem Roman Der Idiot. Er inszeniert diesen Stoff bereits zum dritten Mal, erst in russischer, dann rumänischer, jetzt in deutscher Sprache.

 

Adaption von Andriy Zholdak

Regie: Andriy Zholdak

Bühne: Tatyana Dimova und Andriy Zholdak

Kostüme: Tatyana Dimova

Musik: Sergey Patramanskiy

Dramaturgie: Rüdiger Bering

 

Mit: Nora Buzalka, Ellen Günther, Manja Kuhl, Vanessa Saubke /

Michael Golab, Moritz Löwe, Henry Meyer, Michael Witte, Klaus Zwick

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhina de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑