Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
HAMLET von William Shakespeare, STAATSTHEATER KASSELHAMLET von William Shakespeare, STAATSTHEATER KASSELHAMLET von William...

HAMLET von William Shakespeare, STAATSTHEATER KASSEL

Premiere: Samstag, 13. Dezember, 19.30 Uhr, Schauspielhaus. -----

Die Väter belauschen die Söhne, die Mächtigen versuchen, ihre Macht durch heimlich erworbenen Wissensvorsprung abzusichern: Das Thema ist in »Hamlet« allgegenwärtig und das Lauschen erfolgt analog zum Machtgefälle.

Die jüngere Generation im Stück geht anders vor, wenn sie etwas herausfinden will: Hamlet versucht, Erkenntnisse über Claudius´ Verstrickung in den Tod seines Vaters zu gewinnen, indem er ihm ein Theaterstück vom Tod eines Königs vorspielen lässt – in der vagen Hoffnung, die emotionale Reaktion des mutmaßlich Schuldigen möge ihn verraten – eine sehr modern anmutende psychologische Strategie. Um seine Erkenntnissuche zu tarnen, spielt er selbst ein wenig den Wahnsinnigen. Laertes schließlich versucht den König mit dem Zorn des Ohnmächtigen zu verhören, um herauszufinden, wie sein Vater Polonius starb. Ophelia bleibt ganz Instrument in den Händen der anderen; sie ist schon mitten im Stück Opfer der allgemeinen Ränke.

Woher stammt die Dringlichkeit, hinter die Fassade zu blicken, die so viele Formen von psychologischer bis geheimdienstlicher Ausforschungspraxis hervorbringt? »Die Theatralisierung von inneren Gefühlen zu äußeren Posen gehörte zum guten Ton, die Selbstinszenierung war unabdingbares Mittel der Selbstbehauptung auf dem Schlachtfeld der höfischen Salonkultur«, so schreibt der Shakespeare-Kenner und Übersetzer Frank Günther. Kein Wunder, dass solche Chiffrierung des Ichs entsprechende Dechiffrierungstechniken hervorbrachte. Was steckt hinter den gestylten Oberflächen? Was verbirgt sich hinter den gesellschaftlichen Masken und Zeichen? Was ist »faul im Staate Dänemark«?

Gralf-Edzard Habben, geboren 1934 in Moers, arbeitete seit den 1960er Jahren als Bühnenbildner mit Regisseuren wie Kurt Hübner, Hansgünther Heyme, Valentin Jeker, Hans Lietzau, Claus Peymann und Pina Bausch. Nebenbei hatte er verschiedene Gastprofessuren inne. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Helmut Schäfer und dem italienischen Regisseur Roberto Ciulli gründete er 1981 das Theater an der Ruhr in Mülheim. Gemeinsam entwickelten und realisierten sie die spezifische Bildsprache des Theaters an der Ruhr. Habben ist ebenso wie Ciulli und Schäfer bis heute in der Leitung des Theaters. »Leonce und Lena« war seine erste Arbeit am Staatstheater Kassel. Das Bühnenbild von »Amphitryon« folgte. »Hamlet« ist seine erste Regiearbeit.

ins Deutsche übertragen von Frank Günther

Inszenierung und Bühne: Gralf-Edzard Habben, Kostüme: Heinke Stork, Musik: Georgy Vysotzky, Licht: Dirk Thorbrügge, Dramaturgie: Michael Volk

Mit: Peter Elter (Hamlet), Bernd Hölscher (Claudius), Anke Stedingk (Getrud), Jürgen Wink (Polonius), Eva Maria Sommersberg (Ophelia), Artur Spannagel (Laertes), Christian Ehrich (Rosenkrantz), Christoph Förster (Güldenstern), Uwe Steinbruch (1. Totengräber/ 2. Schauspieler (Lucianus)), Alexander Weise (1. Schauspieler) Georgy Vysotsky (2. Totengräber), Klaus Strube (Hamlets Vaters Geist), Marina Vysotsky (Putzfrau)

Nächste Vorstellungen: 20. und 26.12.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche