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Heinrich von Kleists „Die Marquise von O…“ im Schauspiel Essen

Premiere Samstag, 19. September 2020 ab 19:00 Uhr n der Casa

Es herrscht Krieg. Feindliche Scharfschützen zerren Julietta, die Marquise von O… und Tochter des Kommandanten, während eines nächtlichen Überfalls in einen Hinterhalt. Nur das Eingreifen des plötzlich auftauchenden Graf F... verhindert scheinbar eine Vergewaltigung, bevor Julietta in Ohnmacht fällt. Tags drauf werden die Täter ausfindig gemacht, nach kurzem Verhör exekutiert und der edle Retter in der Not, bevor er sich verabschiedet, mit Lobreden gefeiert.

 

Copyright: Philip Lethen: Silvia Weiskopf (Marquise)

Einige Wochen nach diesem Vorfall stellt die junge, bereits verwitwete Frau fest, dass sie schwanger ist. Verzweifelt beteuert Julietta, nicht die geringste Erinnerung an die Zeugung ihres dritten Kindes zu haben. Was zweifelhaft klingt, wird ihr auch von ihren Eltern nicht geglaubt. Die Tochter von bislang „vortrefflichem Ruf“ muss das elterliche Haus, in das sie nach dem Tod ihres Mannes zurückgekehrt war, verlassen. Fortan schlägt sich die Schwangere mit ihren Töchtern alleine durch, wächst an der Krise, gewinnt an Selbstbewusstsein – und entwickelt eine ungeahnte Radikalität, aus der heraus sie beschließt, mithilfe einer Zeitungsannonce der Wahrheit näherzukommen und den Mann zu finden, der ihr das angetan hat ...

Geprägt von den grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit, vor allem von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution, erzählt Heinrich von Kleist von „der gebrechlichen Einrichtung der Welt“. In „Die Marquise von O...“, erstmals 1808 in der Zeitschrift Phöbus abgedruckt, verspottet er eine Doppelmoral, die im Grunde alles erlaubt, so lange es im Verborgenen geschieht. Zugleich entwirft der berühmte Literat – zu einer Zeit, in der die Zwangsheirat allmählich vom Konzept der Liebesheirat abgelöst wird, aber eine Schwangerschaft noch immer als Beweis für einvernehmlichen Sex gilt – ein bis heute kontrovers diskutiertes Frauenbild: Ist „Die Marquise von O...“ nun die Geschichte einer erfolgreichen weiblichen Emanzipation? Oder die einer weiteren, aus toxischer Maskulinität resultierenden Unterwerfung?

Inszenierung und Videografie
Christopher Fromm
Bühne
Friederike Külpmann
Kostüme
Franziska Schweiger
Musik und Videografie
Hauke Beck
Choreografie
Helen Wendt
Dramaturgie
Simon Meienreis

Marquise von O.
Silvia Weiskopf
Graf F.
Philipp Noack
Obrist von G., Vater der Marquise von O.
Jürgen Hartmann
Obristin von G., Mutter der Marquise von O.
Sabine Osthoff
Forstmeister, Bruder der Marquise von O.
Stefan Migge

Nächste Folgetermine: 23. September, 16., 17., 28., 29., 31. Oktober, jeweils 19 Uhr.

 

 

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