Sie navigiert den Leser unter der glühenden Sonne Afrikas in das Innere eines Kontinents, den die Schattenseiten der westlichen Zivilisation verdüstern. Es ist die Zeit der gewaltsamen Eroberung und Ausbeutung afrikanischer Kolonien Ende des 19. Jahrhunderts, in der sich diese Erzählung in einer Flussfahrt den Kongo hinaufwindet. Joseph Conrad schrieb aus eigener Erfahrung; der Intelligenz seiner Prosa verdanken wir jedoch eine Parabel über das Mensch-Sein. In der Begegnung mit den angeblichen Barbaren zeigt sich für Conrad nicht nur der barbarische Charakter eines gierig plündernden und mordenden Imperialismus. An der sogenannten Wiege der Menschheit, in jener „vorzivilisatorischen“ Wildnis fern aller moralischen Instanzen, kommen die weißen Pilger des Profits unerwartet ihrer eigenen „Natur“ nahe, einem Afrika ihrer Seele. Und auf diesem inneren Kontinent beginnt ihre Menschlichkeit finster zu verdämmern.
In der Person des Elfenbeinagenten Kurtz, zu dem das Schiff aufgebrochen ist, haben sich kolonisatorische Hybris und Anpassung an die Wildnis schließlich derart durchdrungen, dass sich Joseph Conrads düsterer Generalverdacht bestätigt: „das Ziel der Schöpfung könne kein ethisches sein“. Und es ist auch alles andere als ein Verdachtsmoment, wenn wir spüren, dass die Schatten der Vergangenheit bis in unsere Gegenwart reichen.
Anja Nioduschewski
mit Rosalind Baffoe, Sarah Franke, Günther Harder, Andreas Keller, Christian Kuchenbuch
Regie: Alexander Eisenach
Bühne: Lena Schmid
Kostüme: Julia Wassner
Dramaturgie: Anja Nioduschewski