Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach, Staatstheater Wiesbaden"Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach, Staatstheater Wiesbaden"Hoffmanns Erzählungen"...

"Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach, Staatstheater Wiesbaden

Premiere: Samstag, 15. März 2008, 19.30 Uhr, Großes Haus

„Drei Frauen in ein und derselben Frau! Drei Seelen in einer einzigen Seele! Künstlerin, junges Mädchen und Kurtisane!“ Hoffmanns Erzählungen sind die dreifach traumatischen Ausgeburten der trunkenen Phantasie des Dichters E.T.A. Hoffmann, der seine unglückliche Liebe zur Sängerin Stella in dreifacher Weise erzählerisch verwandelt:

Da ist zunächst die leblose Puppe Olympia, die Attraktion im Kabinett des Spalanzani, die ihm als junges Mäd-chen erscheint und ihn zum ersten Mal die Liebe aber auch ihre Zerbrechlichkeit erfahren lässt. Da ist die todkranke Sängerin Antonia, deren verhängnisvolle Leidenschaft für den Gesang der echt empfundenen Liebe Hoffmanns kein Gehör schenkt. Und da ist zuletzt die charakterlose Kurtisane Giulietta, die für Geld und Reichtum ahnungslosen Männern selbst ihr Spiegelbild zu rauben vermag, und die Hoffmann schließlich zum Mörder werden lässt. In seinen Erzählungen erscheint ihm auch sein Nebenbuhler Lindorf. In seinen mal phantastisch-surrealen, mal dämonischen Phantasien kehrt dieser als unmenschlicher Geschäfts-mann Coppelius, als mysteriöser Dr. Mirakel und als skrupelloser Juwelendieb Dapertutto wieder.

Das geheimnisvolle letzte Meisterwerk von Jacques Offenbach schildert den Verfall eines gefährdeten Individuums, das an den eigenen Projektionen und Phantasien zu Grunde geht, aber auch die phantastische Macht der menschlichen Imagination, die den Menschen seinen Schmerz vergessen lässt, verkörpert von der Muse, die Hoffmann auf seinem Weg in den Abgrund begleitet - oder ihn erst dorthin führt? Die Ambivalenz von Wirklichkeit als künstlerischem und existentiellem Konflikt steht im Zentrum der „opéra phantastique“, deren Musik genauso schillernd und farbig instrumentiert ist wie die dramatischen Erzählungen Hoff-manns. Eine Melange aus Grande Opéra, Opéra comique, Opéra bouffe und Operette bildet die Basis für einen musikalischen Formenreichtum, der von großen Chören, Arien, Romanzen bis hin zu heiteren Couplets reicht – nicht zu vergessen die berühmte „Barcarolle“ als musikalisches Sinnbild der venezianischen Lebensfülle.

Musikalische Leitung Wolfgang Ott

Inszenierung Jakob Peters-Messer

Bühnenbild Markus Meyer

Kostüme Sven Bindseil

Choreinstudierung Christof Hilmer

Mit: Robert Chafin (Hoffmann), Oliver Zwarg (Lindorf / Coppelius / Mirakel / Dapertutto), Betsy Horne / Inga Lampert (Muse / Nicklausse; Stella / Stimme der Mutter), Emma Pear-son (Olympia), Sharon Kempton / Tatjana Plotnikova (Antonia), Ute Döring / Tatjana Plotnikova (Giulietta), Erik Biegel / Jud Perry (Andreas / Cochenille / Franz / Pitichinaccio), Angus Wood (Spalanzani / Nathanael), Brett Carter (Hermann / Schlemihl), Axel Wagner (Rat Krespel / Luther)

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

TÄNZERISCHE ELEGANZ UND GLANZ -- Stuttgarter Ballett mit Choreografien von Hans van Manen "Fünf für Hans"im Opernhaus STUTTGART

Die wichtige Kunst des Weglassens spielt bei dem 1932 geborenen niederländischen Choreografen Hans van Manen eine große Rolle. Es ist eine Mischung von neoklassischem Ballett mit modernen…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE UNTERWELT IM KUNSTMUSEUM -- Gastspiel-Premiere "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck mit dem Staatstheater Augsburg im Theater Heilbronn

"Ich bin der Ritter Gluck!" heißt es in E.T.A. Hoffmanns unheimlicher Erzählung "Ritter Gluck". Der tritt plötzlich auf, obwohl er schon lange tot ist. Um eben dieses mysteriöse Thema kreist auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche