Dass der italienische Opernkomponist Gioacchino Rossini beim Verfassen von "Il Turco in Italia" mit solchen Problemen zu kämpfen hatte, ist gut möglich. Immerhin entschied er sich dazu, über die Schreibblockade des von ihm erfundenen Dichters Prosdocimo eine der turbulentesten komischen Opern des 19. Jahrhunderts zu verfassen: Der von Ideenlosigkeit geplagte Dichter entschließt sich einfach dazu, die Personen seiner neapolitanischen Heimat zu Figuren in seiner Oper zu machen und schickt sie durch ein Gewirr von realen Verwirrungen und erfundenen Verwicklungen.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht "Il Turco", der italienreisende Türke, ein der Damenwelt nicht abgeneigter Prinz, dessen Interesse an der kapriziösen Fiorilla die Angebetete in höchste und höchst willkommene Bedrängnis bringt. Sie muss ohnehin schon ihren reichen, alten Gatten Don Geronio sowie den hartnäckigen Liebhaber Don Narciso in Schach halten. Zu allem Überfluss trifft der türkische Prinz auch noch auf seine ehemalige Geliebte Zaida und entschließt sich, auch sie zurück zu gewinnen. Über zahlreiche skurrile Verwechslungen und kulturelle Missverständnisse, die ihren Höhepunkt in einem abendlichen Maskenball finden, gelangen die ursprünglichen Liebespaare - samt Liebhaber - schließlich wieder zueinander.
Die komische Oper über den türkischen Prinzen in Italien ist eine virtuos-spritzige Opera buffa nach bester Rossini-Manier. Nach dem überragenden Erfolg von "Die Italienerin in Algier" blieb Rossini auch bei der 1814 an der Mailänder Scala uraufgeführten "Il Turco in Italia" bei seinem bewährten Erfolgsrezept der interkulturellen Liebesverwicklungen, das er in dieser Oper auf die komödiantische Spitze trieb. Durch die Figur des Dichters Prosdocimo, der immer wieder in die Handlung eingreift, gelang es ihm sogar, die verworrenen Liebesbeziehungen und absurden Verwechslungen mit einer großen Portion Selbstironie zu versehen.
Am Theater Pforzheim wird "Il Turco in Italia" von Bettina Lell inszeniert. Die Rossini-Oper ist nach "Madama Butterfly" ihre zweite Regiearbeit am Haus. Für die Ausstattung zeichnet Sibylle Schmalbrock verantwortlich. Mit der Koloratursopranistin Elif Aytekin (Fiorilla) und Bariton Stefan Hagendorn (Prosdocimo) stellen sich zwei neue Ensemblemitglieder erstmals in größeren Rollen dem Pforzheimer Publikum vor. Der Chor wurde von Martin Erhard einstudiert. Mit der Inszenierung von "Il Turco in Italia", bei der es sich um eine Pforzheimer Erstaufführung handelt, beginnt das Theater Pforzheim auch eine Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Trossingen. Die Partie des Albazar wird von Doo-Seok Kang (Tenor) übernommen, der Student an der Musikhochschule Trossingen ist. Weitere derartige Kooperationen sind geplant.
Opera buffa in zwei Akten von Gioacchino Rossini
Musikalische Leitung: André Kellinghaus
Inszenierung: Bettina Lell
Ausstattung: Sibylle Schmalbrock
Choreinstudierung: Martin Erhard
Dramaturgie: Martina Schlögl
Mit Aleksey Ivanov (Selim), Elif Aytekin (Donna Fiorilla), Matthias Klein (Don Geronio), Joan Ribalta (Don Narciso), Stefan Hagendorn (Prosdocimo) Marie-Kristin Schäfer (Zaida) und Doo-Seok Kang (Albazar)
Weitere Vorstellungen am Di., 17.2, 20 Uhr, Sa., 21. 2., 19.30 Uhr, Di., 3.3., 20 Uhr, So., 29.3., 15 Uhr, Di., 31.3., 20 Uhr, So., 5.4., 15 Uhr, Di., 7.4., 20 Uhr, So., 19.4., 15 Uhr, So., 3.5., 19.30 Uhr, Mi., 6.5., 20 Uhr, Mi., 10.6., 20 Uhr, Fr., 12.6., 20 Uhr, Sa., 27.6., 19.30 Uhr jeweils im Großen Haus
Gastspiele im Rahmen der Städteoper Südwest am Do., 19. Februar 2009 in Waiblingen und am Sa., 25. April in Tuttlingen
Karten zum Preis von 13,20 Euro (ermäßigt 6,85 Euro) bis 28 Euro (ermäßigt 14,25 Euro) gibt es an der Theaterkasse unter 07231/392440, an den Vorverkaufstellen und im Internet unter www.theater-pforzheim.de