Diese Frage trifft den wunden Punkt unseres Daseins: Wofür lohnt es sich zu leben? Für Geld und Beruf? Für Familie, Freunde, Liebe? Der „Jedermann“ als literarisches Mysterienspiel antwortet mit christlicher Überzeugung: Es sind die humanistisch-christlichen Werke, die am Ende zählen. Doch welche Gültigkeit hat diese Antwort für den, der vom Glauben abgefallen ist? Dass der Kapitalismus ein unbefriedigender Ersatz sei, wird bereits von Hofmannsthal beklagt. Er thematisiert den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, den damit einhergehenden Sinnverlust und die Entfremdung des Menschen durch die Ausweitung der Geldwirtschaft.
Der Mensch der Neuzeit muss sich dem Konflikt zwischen Zugewinn an Individualität und Handlungsfreiheit einerseits und der Frage nach dem rechten Leben andererseits stellen. Dabei spaltet er sich in viele Rollen auf: er ist Aktionär oder Kaufmann und will zugleich Mensch bleiben – ein Widerstreit, der nicht nur in Kaufmannsstädten besonders aktuell ist. Heute ist der moderne Mensch auf die eigene Person zurückgeworfen: Er muss das Göttliche, wenn er es sucht, in sich suchen und alle Figuren seines persönlichen Mysterienspiels aus sich selbst erwachsen lassen. Ebenso wie der Schauspieler Philipp Hochmair, der für diese Solo-Version des „Jedermann“ in einen vielstimmigen Dialog mit sich selbst tritt, schafft die US-amerikanische Musikerin Simonne Jones live mit ihren Instrumenten und ihrer Stimme ein vielstimmiges Orchester.
Am Hamburger Thalia Theater wird „Jedermann“, eine Koproduktion des Thalias mit den Salzburger
Festspielen in der Regie von Bastian Kraft, am 19. Oktober Premiere feiern und wird dann im laufenden
Repertoire zu sehen sein. Neben Philipp Hochmair steht ein Shooting Star der internationalen Musikszenem auf der Bühne: die US-Amerikanerin Simonne Jones.
Philipp Hochmair, seit 2009 Ensemble-Mitglied am Thalia Theater, ist für seine Leistungen als fulminanter „Jedermann“ beim diesjährigen Young Directors Project der Salzburger Festspiele für den NESTROY-Preis nominiert. Der Preis wird am 4. November in einer feierlichen Gala in Wien vergeben. Ebenfalls nominiert sind Gert Voss und Nicolas Ofczarek, beide Ensemblemitglieder am Wiener Burgtheater, Gregor Bloéb vom Theater Josefstadt in Wien sowie Norman Hacker vom Münchner Residenz Theater.
Derzeit ist Philipp Hochmair in dem ungewöhnlichen und hochgelobten Kinofilm „Der Glanz des Tages“
zu sehen, der im Rahmen des „Filmfest Hamburg“ gezeigt wurde. Mit dem NESTROY-Preis werden seit dem Jahr 2000 herausragende Leistungen an österreichischen Bühnen ausgezeichnet.
Regie Bastian Kraft
Bühne und Video Peter Baur
Kostüme Dagmar Bald
Musik Simonne Jones
Dramaturgie Beate Heine
Mit Philipp Hochmair und Simonne Jones
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de