MANNI UND DAS MÄDCHEN CHARLIE: sollen Bruder und Schwester sein. Aber Mannis Mutter ist nicht Charlie s Mutter und Charlies Vater nicht Mannis Vater. Mannis richtiger Vater hat Mannis Mutter jahrelang schlecht behandelt und ist dann verschwunden, von einem Tag auf den andern. Und Charlies richtige Mutter ist tot, gestorben im Polizeigewahrsam nach einem Streik. Der Vater zog dann mit Charlie dorthin, wo die Arbeit war. Er traf eine Frau, und jetzt gibt es eine neue Familie, in der man „Vater“, „Mutter“, „Bruder“ und „Schwester“ zueinander sagen soll.
Weder Manni noch Charlie sind damit einverstanden. Wer hier das Sagen haben wird, muß also ausgekämpft werden. Am besten mit einem Fahrradrennen auf der Landstraße, gegen die Fahrtrichtung, direkt auf die LKWs zu… – was nicht ganz einfach ist, denn Charlie hat ein 1.000-Dollar-Fahrrad mit 12 Gängen und Manni nur eine Schrottmühle ohne Kette und Bremsen. Aus der Mutprobe wird der Beginn von etwas Neuem zwischen den beiden. Vielleicht ist Reden doch möglich? – Kurz darauf verschwindet Manni spurlos. Nur Charlie kann vielleicht sagen, wo er ist, aber die Zeit läuft… Für junge Zuschauer ab 12 Jahren und Erwachsene.
Lisa Schlesinger stammt aus New York. 1997 gewann ihr Hörspiel „Rock Ends Ahead“ den 10. Internationalen Stückwettbewerb der BBC. Schlesinger ist Dozentin für Dramatisches Schreiben und für Darstellende Künste an der Universität von Iowa.
Regie Christoph Roos Bühne und Kostüme Anja Ackermann Premiere 2. 06. 2006 Spielort schauspielhaus/studio
DIE PLANTAGE, Schauspiel von DAVID GIESELMANN:
Eine gemischte Wohngemeinschaft aus Jungen und Hängengebliebenen überdauert in einem instandbesetzten Mietshaus die eigene Zukunft. Im Hinterhof gedeiht »die Plantage«, der gemeinsame Hanfanbau – Lebensmittelpunkt und wirtschaftliches Rückgrat der Mitbewohner. Das Leben ist in den Jahren des Beisammenseins aufregungslos geworden, im halbbekifften Dämmerzustand lassen sich erlahmende Basisdemokratie, zerbröckelnde Lebensentwürfe, halbherzige Beziehungskisten und der Mangel an guten Ideen eigentlich ganz gut ertragen. Doch das alles ändert sich schlagartig, als Lucie zurückkehrt, Pop-Ikone und Eigentümerin des Hauses. Direkt aus Paris, pleite, gescheitert und vergessen. Und im Poststapel wartet der Gerichtsbescheid mit dem Auktionstermin für das Haus. – Zeit zu handeln…
DAVID GIESELMANN (»Herr Kolpert«) erzählt in seinem neuen Stück mit Ironie und Sprachwitz, mit Tiefenblick und großer Liebe zu seinen Figuren von einer verlorenen Schar von Träumern, die auf ihre Zukunft warten – über den toten Punkt hinaus. Doch die Hoffnung hört nicht auf, und die bedrohlich einbrechende Realität bringt neue Bewegung ins Spiel. »Die Plantage« greift auf vergnügliche Weise Motive aus Tschechows komisch-melancholischer Endzeitschilderung »Der Kirschgarten« auf und wendet sie intelligent in die deutsche Gegenwart.
Regie Isabel Osthues Bühne und Kostüme Sigrid Colpe