Und so trennen sich die Wege der beiden. Während die Karoline sich anderweitig orientiert — interessierte männliche Begleitung ist reichlich zur Stelle —, versucht der Kasimir, sein Leben zu verdauen. Am Ende des Rummel-Tages, unter dem Gekreische aus Riesenrutsche und Hippodrom, werden sich einige Verhältnisse neu gefügt haben.
„Und die Liebe höret nimmer auf“ hat Horváth, aus der Bibel entnommen, dem Stück als Motto vorangestellt. Ein Motto, das sich für seine Figuren als zu groß erweist. Mit „Kasimir und Karoline“ gelang Horváth ein berührendes Psychogramm über Aufstiegswillen und Abstiegsängste, über die unstillbare Sehnsucht nach Nähe und die Karriere der Kälte.
Die „Stille“, die Horváth immer wieder in die Dialoge seiner Figuren notierte, ist dafür ebenso ein scharfes Brennglas wie die Oktoberfest-Lieder, die „Kasimir und Karoline“ als Kontrast der Fröhlichkeit durchziehen — als letztes Mittel gegen die Stille und die Kälte.
85 Jahre nach der Uraufführung am Leipziger Schauspielhaus steht „Kasimir und Karoline“ nun auf dem Spielplan des Schauspiel Leipzig. Intendant Enrico Lübbe inszeniert damit, nach zuletzt „Geschichten aus dem Wiener Wald“ am Berliner Ensemble 2012, zum fünften Mal ein Stück des österreichischen Dramatikers, der zu den herausragenden Autoren des 20. Jahrhunderts zählt, insbesondere wegen der poetisch-markant verdichteten Sprache seiner Figuren.
Musikalisch wird die Aufführungen Philipp Marguerre mit dem Verrophon begleiten. Als Mitglied des Glasmusikensembles sinfonia di vetro ist er einer der profiliertesten Spieler weltweit für die großen Glasharmonika- und Verrophonsoli der Opernliteratur Donizettis, Strauss’ oder jüngst George Benjamins an führenden Opernhäusern wie der Bayerischen Staatsoper, der Mailander Scala oder dem Royal Opera House Covent Garden.
Enrico Lübbe, seit 2013 Intendant des Schauspiel Leipzig, war von 2000 bis 2004 Hausregisseur am Schauspiel Leipzig, von 2005 bis 2007 Hausregisseur am Neuen Theater Halle und von 2008 bis 2013 Schauspieldirektor an den Theatern Chemnitz. Er arbeitete als Schauspiel- und Opernregisseur u. a. am Staatstheater Stuttgart, Schauspiel Köln, Residenztheater München, Berliner Ensemble, Theater Dortmund, der Staatsoper Hannover und dem Volkstheater Wien.
2014 inszenierte Enrico Lübbe am Schauspiel Leipzig die Uraufführung von Richard Yates’ „Zeiten des Aufruhrs“, 2015 das Doppelprojekt „Die Schutzflehenden / Die Schutzbefohlenen“ (Aischylos / Jelinek) und 2017 „Die Maßnahme / Die Perser“ von Brecht / Eisler und Aischylos, die neben Lübbes Regiearbeiten „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn und „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza auch in dieser Spielzeit zu sehen sein werden.
Regie: Enrico Lübbe
Bühne: Hugo Gretler
Kostüme: Bianca Deigner
Verrophon / Einstudierung der Chöre: Philipp Marguerre
Dramaturgie: Torsten Buß
Licht: Ralf Riechert
Wenzel Banneyer, als Kasimir
Sophie Hottinger, als Dem Merkl Franz seine Erna
Roman Kaminski, als Kommerzienrat Rauch
Roman Kanonik, als Der Angestellte
Daniela Keckeis, als Karoline
Andreas Keller, als Landgerichtsdirektor Speer
Philipp Marguerre, als Der Glasharfenspieler
Michael Pempelforth, als Schürzinger
Felix Axel Preißler, als Der Merkl Franz
Marie Rathscheck, als Elli
Annett Sawallisch, als Maria
Susen Schneider, als Juanita
Alexandr Sterlev, als Der Ausrufer
Sa,
23. September 19:30 Große Bühne
Fr,
06. Oktober 19:30 Große Bühne
Sa,
28. Oktober 19:30 Große Bühne
Sa,
18. November 19:30 Große Bühne
Fr,
01. Dezember 19:30 Große Bühne
Fr,
22. Dezember 19:30 Große Bühne
Do,
11. Januar 19:30 Große Bühne
So,
04. Februar 16:00 Große Bühne