Doch dies bleibt auch für den Autor selbst ein nur beiherspielendes Motiv. Zentral ist die merkwürdige Gleichzeitigkeit von Herrschaftsinteressen und Verfallsbereitschaft einer Gesellschaft, die sich auf einem Bürgerkrieg zu bewegt. Lear, der das Reich unter seinen drei Töchtern aufteilen will, verlangt von ihnen in einem Wettstreit den Beweis absoluter und ergebener Liebe. Als die jüngste Tochter Cordelia nur bekennt, was der Fall ist, nämlich die Realität der Liebe einer Tochter zu ihrem Vater, wird sie verbannt und nimmt die Werbung des Königs von Frankreich, seine Frau zu werden, an. Von den ältesten Töchtern wird Lear nun auch um seine symbolisch erhaltene Königsmacht gebracht, und er begibt sich in die Einsamkeit der Heidelandschaft. Doch alle, die er in seiner Verblendung anruft, schweigen. Keine Götter, nicht die Natur oder das Schicksal leiten ihn, kein Absolutes weist die Richtung. Übriggeblieben ist die ungeschützte Existenz und die innere Triebnatur, die die Gesellschaft hinter den Stand der Zivilisation zurückfallen lässt, als befänden sich die Akteure in einem der Beckettschen Treibhäuser, aus denen kein Blick, kein Weg herausführt.
König Lear | Volker Roos |
Goueril | Petra Beek, von der |
Regan | Dorothee Lindner |
Cordelia | Simone Thoma |
Kent | Peter Kapusta |
Edmund | Fabio Menéndez |
Edgar | Steffen Reuber |
Gloucester | Klaus Herzog |
Narr | Simone Thoma |
Cornwall | Rupert J. Seidl |
Gespenst | Peter Kapusta |
Albany | Albert Bork |
Stab
Rolle | Stab |
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Inszenierung | Roberto Ciulli |
Dramaturgie | Helmut Schäfer |
Bühnenbild | Gralf-Edzard Habben |
Kostüme | Heinke Stork |
Regiemitarbeit | Thomas Peter Goergen |