Ob als Rossinis Cenerentola, Massenets Cendrillon, Peter Maxwell Davies’ Cinderella oder eben Prokofjews Soluschka – so der russische Originaltitel des Balletts –, Aschenputtels Geschichte ist zum Mythos geworden, an dem sich nicht zuletzt auch die Traumfabriken Hollywood und Bollywood mit einer Unzahl an Filmen abarbeiten. Denn der Kern der Geschichte ist einfach und ewig gültig:
Ein schönes Mädchen lebt – vom Schicksal benachteiligt – in rauer und feindseliger Umgebung und träumt von einem Prinzen, der es aus dem Elend herausholt und zu einem Leben in Glück und Liebe führt. Allein durch die Kraft des Wunsches werden beide Träume Wirklichkeit. Unwiderstehlich ist die Geschichte aus zweierlei Gründen: Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein bietet großes Identifikationspotential – selbst der Schmutz, in dem es lebt, kann Aschenputtels Schönheit und gutes Wesen nicht verstecken. Umgekehrt können die hässlichen Stiefschwestern durch noch so viel Schmuck und Schminke nicht ihre innere wie äußere Hässlichkeit verleugnen. Vor allem enthält sie aber die Hoffnung auf ein besseres Leben: Ihre Erfüllung scheint in dieser Geschichte für jedermann greifbar, er muss nur genug daran glauben.
Für seine neueste Arbeit sucht Choreograf und Ballettdirektor Jochen Ulrich nach diesen Träumen in einer Welt der extremen Gegensätze. In einer Welt, in der Elend, Fremde, Flucht und Vertreibung auf der einen, und Glitzer- und Hochglanzverlockungen das Leben als eine erdumspannende Telenovela verkaufen wollen. Zusammen mit seinem Bühnen- und Kostümbildner Stephan Mannteuffel erzählt Jochen Ulrich die Geschichte einer Gruppe Gestrandeter, deren Hoffnung auf ein besseres Leben sich auf dem Mythos Cinderella aufbaut.
Musikalische Leitung Dante Anzolini / Takeshi Moriuchi
Choreografie und Inszenierung Jochen Ulrich
Bühnenbild und Kostüme Stephan Mannteuffel
Konzeptionelle Mitarbeit Frank Wünsche
Dramaturgie Julia Zirkler
Mit Irene Bauer, Ilja van den Bosch, Sarah Deltenre, Clara Pascual Martí, Lucia Patoprstá, Paula Santos, Anna Štěrbová; Ziga Jereb, Wallace Jones, Fabrice Jucquois, Alexander Novikov, Matej Pajgert, Daniel Morales Pérez, Jonatan Salgado Romero, Martin Vraný
Bruckner Orchester Linz
Weitere Termine 7., 13., 17., 21., 25. und 26. März; 1., 5., 10., 15., 16., 19., 21., 23. und 28. April; 24. Mai 2010