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MÄRTYRER von Marius von Mayenburg - Mainfranken Theater Würzburg

Premiere: Do, 12.11.2015 | 20.00 Uhr | Kammerspiele. -----

Fanatismus als pubertäre Laune? Jugendliche Revolte im Namen des Christentums – Gegen den Rest der Welt oder die Suche nach eigenen Wertvorstellungen. - Es ist gar nicht so leicht, die Ruhe zu bewahren, wenn Jugendliche ab einem bestimmten Zeitpunkt dazu neigen, ständig widersprechen zu müssen.

Wenn sie tendenziell gut gemeinte Ratschläge als schiere Einmischung in ihre Privatsphäre empfinden und Verpflichtungen progressiv mit Ablehnung begegnen. Für Erziehungsberechtigte und Bildungsbeauftragte gestaltet sich der Alltag mit Heranwachsenden oftmals als Geduldsprobe – insbesondere, wenn das Ignorieren von Vorschriften für die Jugendlichen eine Art Sport geworden ist und sie bei ihrer Identitätssuche gerne mal „über die Strenge schlagen“. Kurzum: Spielt der Hormonhaushalt erstmal verrückt, befinden sich Jugendliche im Ausnahmezustand und lösen mit ihren unerklärlichen Anwandlungen bei Erwachsenen nicht selten Befremden aus.

Wenn das Ergebnis der Identitätsfindung für Konflikte sorgt

Ratlosigkeit ist auch der Zustand, in dem sich Benjamins Mutter wiederfindet, als sich ihr Sohn als fanatischer Christ outet. Für sie ist die eiserne Verweigerungshaltung ihres Sohnes unbegreiflich. Ernsthaft besorgt ist indes Frau Roth, die Biologie- und Vertrauenslehrerin. Sie versteht Benjamins extreme Ansichten zu Evolution, Homosexualität und Gewalt als Hilfeschrei und versucht im Alleingang, sich ihm zu nähern. Nachdem jedoch jeder Versuch eines Gesprächs im offenen Schlagabtausch endet, verhärten sich die Fronten. Zunehmend gerät die Lehrerin mit ihrer konsequent säkularen Weltsicht nun selbst in die Schusslinie, während die Schulleitung nach wie vor kein besonderes Interesse an tiefgreifenden Auseinandersetzungen zeigt. Lieber begegnet sie Benjamins Äußerungen mit freundlichem Verständnis. Eine Eskalation des Konflikts erscheint unausweichlich.

Die Aktualität von religiösen Idealen

Schöpfung versus Darwin, Aufklärung versus Extremismus, Einzelner versus Mehrheitsmeinung – Marius von Mayenburgs legt anhand von Benjamins Geschichte die fundamentalistischen Abgründe der westlichen Hemisphäre frei. Und gleichwohl dieses Bühnenwerk mit bissigem Witz ausgestattet ist, sehen am Ende weder Eltern, noch Lehrer oder die Kirche wirklich gut aus.

Inszenierung: Andreas von Studnitz

Bühne: Anika Wieners

Kostüme: Veronica Silva-Klug

Dramaturgie: Roland Marzinowski

Mit: Edith Abels, Maria Brendel, Uwe Fischer, Alexander Hetterle,Claudia Kraus, Sven Mattke, Maik Rogge, Timo Ben Schöfer

Weitere Termine

20.00 Uhr: 17.11. | 24.11. | 26.11. | 09.12. |16.12. |19.12. | 07.01. | 13.01. | 20.01. | 24.01. | 30.01.

Weitere Informationen und Tickets (Webshop) unter www.theaterwuerzburg.de bzw.www.theaterwuerzburg.de/webshop. Theaterkasse: Tel. (0931) 3908-124 |karten@theaterwuerzburg.de.

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