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"Mass für Mass" von William Shakespeare, Schaubühne am Lehniner Platz Berlin

Premiere am 17. September 2011, 20:00 Uhr. -----

 

In Wien geht es drunter und drüber. Herzog Vincentio hat die Zügel schleifen lassen, Kriminalität und Prostitution sind unter seiner Regierung so drastisch angestiegen, dass der moralische Verfall der Bevölkerung nur noch mit rabiaten Gegenmitteln aufhaltbar scheint.

Aber der freisinnige Herzog hat wenig Lust, seinen volksnahen Ruf durch unpopuläre Maßnahmen zu ruinieren. Er zieht sich vorübergehend aus der Politik zurück und überlässt seinem Statthalter Angelo die Durchsetzung einer rigiden Moralpolitik. Der verhängt als erste Amtshandlung das Todesurteil über Claudio, der vor der Heirat mit seiner Verlobten geschlafen hat. Laut eines längst nicht mehr angewandten Gesetzes ist das strafbar und Angelo gedenkt hart durchzugreifen. Aber als sich Claudios Schwester Isabella, die als Novizin dem Klarissenorden angehört und moralisch über jeden Zweifel erhaben ist, für ihren Bruder einsetzt, geraten Angelos strenge Prinzipien ins Wanken, und er unterbreitet ihr ein unmoralisches Angebot: Er will das Todesurteil aufheben, wenn sie dafür zum Sex mit ihm bereit ist. Für die streng gläubige Isabella ein tragisches Dilemma: Soll sie, die als Nonne ins Kloster will, sich prostituieren, um ihren Bruder zu retten?

 

»Maß für Maß« gilt als eines von Shakespeares sogenannten »Problemstücken«. Es verweigert sich der klaren Genre-Zuordnung, ist weder Tragödie noch Komödie. Das wirkt folgerichtig bei einem Stück, das so scharfsinnig die Grauzone zwischen moralischer Konsequenz und inhumaner Grausamkeit auslotet. Es liefert eine schonungslose Analyse der zwischenmenschlichen Dynamik im Umgang mit Macht. Psychische Deformationen scheinen dabei genauso unvermeidbar zu sein wie Machtmissbrauch und Korruption. Keine der Figuren kommt aus diesem Stück unbeschädigt heraus, weder der Herzog, der sich aus politischem Kalkül die Finger nicht schmutzig machen will, noch Angelo, dessen gute Vorsätze wie von selbst ins Monströse pervertiert werden, noch Isabella, die, um ihren Prinzipien treu zu bleiben, das Leben ihres Bruders opfern muss. Trotzdem hat Shakespeare bei all der ungemilderten Härte des Konflikts mit »Maß für Maß« auch eine federnde Komödie über die Schwierigkeit, das Richtige zu tun, geschrieben.

 

Koproduktion mit den Salzburger Festspielen.

Premiere bei den Salzburger Festspielen am 17. August 2011

 

Übersetzung und Fassung von Marius von Mayenburg

 

Regie

Thomas Ostermeier

Bühne

Jan Pappelbaum

Kostüme

Ulrike Gutbrod

Musik

Nils Ostendorf

Dramaturgie

Peter Kleinert

Licht

Urs Schönebaum

Musikalische Einstudierung

Timo Kreuser

 

Vincentio, der Herzog

Gert Voss

Angelo, der Stellvertreter

Lars Eidinger

Isabella, Claudios Schwester

Jenny König

Ein Aufseher

Franz Hartwig

Lucio, ein Dandy

Stefan Stern

Escalus, ein alter Adliger

Erhard Marggraf

Claudio, ein junger Herr

Bernardo Arias Porras

Gesang

Carolina Riaño Gómez

Trompete

Nils Ostendorf

Gitarre

Kim Efert

 

Termine

17.09.2011, 20.00 Uhr

18.09.2011, 20.00 Uhr

19.09.2011, 20.00 Uhr

12.10.2011, 20.30 Uhr

13.10.2011, 20.00 Uhr

14.10.2011, 20.00 Uhr

15.10.2011, 20.30 Uhr

 

 

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