Sinnlich, farbig, lebendig: mit diesen Attributen lässt sich das umfangreiche Programm charakterisieren, mit dem die neue Generalintendantin Amélie Niermeyer und ihr Team in der Spielzeit 2006/2007 am Gustaf-Gründgens-Platz an den Start gehen werden.
Die neue künstlerische Leitungsriege: Vom Bremer Theater wechselt Chefdramaturg Joachim Klement an den Rhein. Außer ihm gehören Christine Besier (Berlin), Oliver Held (Freiburg), Hausautor Thomas Jonigk (Berlin), Christoph Lepschy (Freiburg) und Andrea Schwieter (Basel) zur Dramaturgie. Regisseur Stephan Rottkamp, der bereits an vielen großen Häusern (Stuttgart, Bochum, Wien, München, Hamburg) sehr erfolgreich inszeniert hat, bindet sich als Mitglied der künstlerischen Leitung erstmals fest an ein Schauspielhaus. Tom Till (Basel) wird neuer künstlerischer Betriebsdirektor. Stefan Fischer-Fels bleibt Leiter des Jungen Schauspielhauses.
„Ich und Ich“ lautet das Motto der ersten Spielzeit. Es bezieht sich auf das Verhältnis von Ich und Gesellschaft, auf die Rolle des Einzelnen, dem – in einer sich rasant verändernden Welt – die Bezugsgrößen wie Familie, Religion, Arbeit abhanden kommen. „Fragen nach der gesellschaftlichen Ordnung und ihren Alternativen stehen im Zentrum der Spielplanüberlegungen“, so Niermeyer. „Definiert sich die Zukunft ‚des flexiblen Menschen’ durch Selbstbetrug, Egoismus und Ich-Stärkungsprogramme oder gerade durch den Widerstand dagegen? Wie kann eine menschliche Gesellschaft von Morgen aus-sehen?“
Zusammen mit ihrem Team hat Amélie Niermeyer für über 35 Premieren Autoren ausgesucht, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, Gesellschaftsbilder oder alternative Gesellschaftssysteme entwerfen. Der Spielplan verspricht für die Besucher eine aufregende, abwechslungsreiche Theatersaison: Große Klassiker von Shakespeare oder Tschechow werden neben Stücken von Grillparzer, Gogol oder Lorca im Großen Haus zu sehen sein. Mit dem „Zauberberg“ und der Theaterfassung der „Buddenbrooks“ hat das neue Team Thomas Mann für Düsseldorf entdeckt. Eine Bearbeitung von „Joseph und seine Brüder“ wurde bereits für die zweite Spielzeit angekündigt.
Mit Beginn der Intendanz knüpft Amélie Niermeyer an eine bewährte Düsseldorfer Tradition an: das Haus soll sich als Zentrum für zeitgenössische Dramatik weiterentwickeln. Zehn Uraufführungen, darunter Stücke von Hausautor Thomas Jonigk, von Martin Heckmanns, Jan Neumann und Rimini Protokoll sowie weitere Stücke junger namhafter Autoren wie Kathrin Röggla stehen auf dem Programm.
Einmalig im deutschsprachigen Raum ist das Autorenlabor: Unter der Leitung von Thomas Jonigk wird sich das Düsseldorfer Schauspielhaus hier künftig der kontinuierlichen Förderung junger Autorinnen und Autoren widmen.
Uraufgeführt werden auch drei spartenübergreifende Produktionen: Erik Gedeon inszeniert die „Große Koalition - Das Kanzleramt wie es singt und lacht“. Als Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein und den Düsseldorfer Symphonikern ist „Herz und Mund und Tat und Leben“ geplant, ein Musiktheater mit Kantaten von Johann Sebastian Bach und Texten von Pierre Bourdieu. Joachim Schlömer wird mit „Ein gewisser Monsieur Plume“, einer „Gedankenmusik nach Texten von Henri Michaux“, Tanz und Schauspiel zusammen-führen.
Deutliche Inszenierungshandschriften hatte Amélie Niermeyer im Vorfeld angekündigt und löste dieses Versprechen bei Bekanntgabe der Regie-Namen ein. Neben Stephan Rottkamp konnten mit Stefan Bachmann, Luk Perceval, Karin Henkel, Volker Lösch, Sebastian Baumgarten und anderen einige der wichtigsten Regisseure der deutschsprachigen Theaterlandschaft für den Neustart in Düsseldorf gewonnen werden. Amélie Niermeyer wird allerdings auch die bewährte Zusammenarbeit des Düsseldorfer Schauspielhauses mit Jürgen Gosch fortsetzen. Seine erfolgreiche und umstrittene Inszenierung „Macbeth“ ist die einzige Produktion, die das neue Team aus der Intendanz von Anna Badora übernehmen wird.
Auch ein anderes gut gehütetes Geheimnis lüftete Amélie Niermeyer bei der Pressekonferenz: die Namen der neuen Schauspieler. „Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, aus Berlin, Wien, Basel, aus Hamburg, Freiburg, München, Leipzig und vielen anderen Städten werden Schauspieler ihren Lebensmittelpunkt nach Düsseldorf verlagern“, freute sich Niermeyer. „Wir werden mit 44 festen Schauspielern die Ensemble-Arbeit in den Mittelpunkt stellen.“ Als Neu-Düsseldorferin ist ihr gleich zu Beginn ein großer Coup gelungen: Der Kölner Theaterstar Markus Scheumann wird die Rheinseite wechseln. Wie er wurde auch Michael Schütz bereits als Nachwuchsschauspieler für seine Leistungen in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Felix Klare, zukünftiger „Tatort“-Kommissar beim SWR, wird ebenfalls zum Ensemble gehören, genauso wie Hans-Jochen Wagner („Tatort“, „Die Mandantin“), Götz Schulte (Berliner Ensemble) und Juliane Köhler, die sich außer am Bayerischen Staatsschauspiel mit Filmen wie „Nirgendwo in Afrika“ oder „Aimée und Jaguar“ einen Namen gemacht hat. Publikumslieblinge wie Wolfgang Reinbacher, Anke Hartwig oder Marianne Hoika bleiben den Düsseldorfern erhalten, Susanne Tremper kehrt nach vielen Jahren an den Gustaf-Gründgens-Platz zurück. Zu den großen Namen unter den Schauspielern gehören auch Dieter Laser und Dieter Mann, den Amélie Niermeyer vom Deutschen Theater Berlin nach Düsseldorf locken konnte.
Neben dem Großen und dem Kleinen Haus wird Niermeyer Anfang 2007 eine weitere Spielstätte für etwa 200 Zuschauer eröffnen: das Central, ein Theaterlabor, das im Produktionszentrum in der ehemaligen Paketpost am Hauptbahnhof angesiedelt sein wird. Es wird ein urbaner Treffpunkt, eine Zukunftswerkstatt für die darstellende Kunst sein und Raum bieten für das Abseitige, Skurrile, Absurde jenseits der gepflegten Inszenierung.
Ein großes Programm haben sich Amélie Niermeyer und ihr neues Team vorgenommen. Zehn Premieren zum Saisonauftakt, davon allein fünf am Eröffnungswochenende ab 29. September: Das neue Team am Düsseldorfer Schauspielhaus verspricht einen fulminanten Spielzeitstart.
Die Premieren der Spielzeit 2006/2007:
Schauspielhaus
Othello, Venedigs Neger
von William Shakespeare
Inszenierung: Stephan Rottkamp
Premiere am 29. September 2006, Großes Haus
Hörst du mein heimliches Rufen
von Thomas Jonigk
Inszenierung: Stefan Bachmann
Premiere am 30. September 2006, Kleines Haus
Junk Space
von Kathrin Röggla
Deutsche Erstaufführung
Inszenierung: Daniela Kranz und Jenke Nordalm
Premiere am 1. Oktober 2006, Kleines Haus
Hochzeit
von Elias Canetti
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Premiere am 2. Oktober 2006, Großes Haus
Drei Schwestern
von Anton Tschechow
Neueinrichtung einer Aufführung des Theater Freiburg
für das Düsseldorfer Schauspielhaus
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Premiere am 7. Oktober 2006, Großes Haus
Die schmutzigen Hände
von Jean-Paul Sartre
Inszenierung: Sebastian Baumgarten
Premiere am 14. Oktober 2006, Kleines Haus
Macbeth
von William Shakespeare
Inszenierung: Jürgen Gosch
Wiederaufnahme im Herbst 2006, Großes Haus
Fülle des Wohllauts
von Thomas Mann
Neueinrichtung einer Aufführung des Deutschen Theater Berlin
für das Düsseldorfer Schauspielhaus
Inszenierung: Marcus Mislin
Premiere am 21. Oktober 2006, Kleines Haus
Große Koalition – Das Kanzleramt wie es singt und lacht
von Erik Gedeon
Uraufführung
Inszenierung, Konzept und musikalische Leitung: Erik Gedeon
Premiere am 28. Oktober 2006, Großes Haus
Düsseldorf, mon amour (Folge 1)
Ein Projekt von Luk Perceval
Inszenierung: Luk Perceval
Präsentation im Herbst 2006, Kleines Haus
Karl Marx – Das Kapital, Band 1
von Helgard Haug & Daniel Wetzel / Rimini Protokoll
Uraufführung
Inszenierung, Konzept: Helgard Haug & Daniel Wetzel / Rimini Protokoll
Premiere am 4. November 2006, Kleines Haus
Die Schneekönigin
von Hans Christian Andersen
Theaterfassung von Franziska Steiof mit Musik von Thomas Zaufke
Uraufführung
Eine gemeinsame Produktion mit dem Jungen Schauspielhaus
Inszenierung: Franziska Steiof
Premiere am 18. November 2006, Großes Haus, ab 6 Jahren
Herz und Mund und Tat und Leben
Musiktheater mit Kantaten von Johann Sebastian Bach
und Texten von Pierre Bourdieu
Uraufführung
Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein
und den Düsseldorfer Symphonikern
Konzept: Laura Berman und Thomas Krupa
Musikalische Leitung: Andreas Stoehr
Inszenierung: Thomas Krupa
Premiere am 19. November 2006, Kleines Haus
Der Revisor
von Nikolai Gogol
Inszenierung: Thomas Schulte-Michels
Premiere am 9. Dezember 2006, Großes Haus
Treulose
von Ingmar Bergman
Uraufführung
Inszenierung: Oliver Reese
Premiere am 15. Dezember 2006, Kleines Haus
Emilia Galotti
von Gotthold Ephraim Lessing
Inszenierung: Robert Schuster
Premiere am 12. Januar 2007, Kleines Haus
Bluthochzeit
von Federico García Lorca
Inszenierung: Stephan Rottkamp
Premiere am 13. Januar 2007, Großes Haus
Ein gewisser Monsieur Plume
Eine Gedankenmusik nach Texten von Henri Michaux
Uraufführung
Inszenierung: Joachim Schlömer
Premiere am 27. Januar 2007, Kleines Haus
Der Besuch der alten Dame
von Friedrich Dürrenmatt
Inszenierung: Volker Lösch
Premiere am 9. Februar 2007, Großes Haus
Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
Inszenierung: Stephan Rottkamp
Premiere am 24. Februar 2007, Kleines Haus
Mann ist Mann
von Bertolt Brecht
Premiere am 17. März 2007, Großes Haus
Ein neues Stück
von Martin Heckmanns
Uraufführung
Inszenierung: Rafael Sanchez
Premiere am 24. März 2007, Kleines Haus
Wie es euch gefällt
von William Shakespeare
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Premiere am 1. April 2007, Großes Haus
Ein neues Stück
von Thomas Jonigk
Uraufführung
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Premiere am 28. April 2007, Kleines Haus
Buddenbrooks
nach Thomas Mann
Theaterfassung von John von Düffel
Inszenierung: Michael Talke
Premiere am 12. Mai, Großes Haus
Hauptversammlung
Eine Intervention von Rimini Protokoll
Inszenierung und Konzept:
Helgard Haug, Stefan Kaegi & Daniel Wetzel / Rimini Protokoll
Premiere im Frühjahr 2007
Amphitryon
von Heinrich von Kleist
Inszenierung: Karin Henkel
Premiere am 19. Mai 2007, Kleines Haus
Libussa
von Franz Grillparzer
Inszenierung: Konstanze Lauterbach
Premiere im Sommer 2007, Großes Haus
Was ihr wollt
von William Shakespeare
Inszenierung: Jürgen Gosch
Premiere im Sommer 2007, Großes Haus
Central am Hauptbahnhof (ab Frühjahr 2007)
Ein neues Stück
von Jan Neumann
Uraufführung
Inszenierung: Alexander Nerlich
Songbooks
von Bernhard Lang
Ein spartenübergreifendes Projekt
Inszenierung: Marcus Lobbes
Schöne neue Welt
s. Junges Schauspielhaus
Eine Inszenierung von Sebastian Baumgarten
Anonyma – Eine Frau in Berlin
Ein szenisches Projekt
Soap im Theater
Liebe & Hiebe, Herz & Schmerz, jobben & mobben
außerdem: Gespräche, Begleitveranstaltungen, neue Formate
Junges Schauspielhaus
Max und Milli
von Volker Ludwig
Inszenierung: Klaus-Peter Fischer
Premiere am 17. September 2006, Bühne, ab 5 Jahren
Robinson & Crusoe, ein Tanztheater
von Nino D’Introna und Giacomo Ravicchio
Koproduktion mit dem tanzhaus nrw
im Rahmen von TAKE OFF. TANZPLAN DÜSSELDORF
Inszenierung: Renat Safiullin, Choreografie: Katja F. M. Wolf
Premiere am 24. September 2006, Studio, ab 10 Jahren
Die Schneekönigin
Eine gemeinsame Produktion von Schauspielhaus
und Jungem Schauspielhaus
Schöne neue Welt
nach dem Roman von Aldous Huxley
von Achim Gieseler (M.) und Volker Ludwig (T.)
Koproduktion mit dem tanzhaus nrw
im Rahmen von TAKE OFF. TANZPLAN DÜSSELDORF
Inszenierung: Ulla Theißen
Choreografie: Marcus Grolle
Premiere im Frühjahr 2007, Central am Hauptbahnhof, ab 15 Jahren
Sonne, Mond und Erde
Märchen für die Allerkleinsten
Uraufführung
Inszenierung: Kirstin Hess und Evelyn Arndt
Premiere im Mai 2007, Foyer, ab 2 Jahren
Das neue Leitungsteam um Amélie Niermeyer:
Christine Besier, Dramaturgin, 49 Jahre
Schauspiel Frankfurt, Düsseldorfer Schauspielhaus, Nationaltheater Mannheim, Schaubühne Berlin
Anka Dohmen, Pressereferentin, 32 Jahre
Rheinisches Landestheater Neuss
Oliver Held, Dramaturg und Theater Central, 44 Jahre
Theater Oberhausen, Stadttheater Braunschweig, Theater Basel,
Theaterhaus Jena, Theater Freiburg
Thomas Jonigk, Hausautor, Dramaturg, Leiter Autorenlabor, 40 Jahre
Hörspielautor, Librettist, Drehbuch- und Prosaautor, Mitbegründer Theater Affekt Berlin, Chefdramaturg Schauspielhaus Wien, Autor u. a. von TÄTER, ROTTWEILER, zahlreiche Preise
Joachim Klement, Chefdramaturg, 45 Jahre
Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspielhaus Graz, Schauspielhaus Hamburg, Nationaltheater Mannheim, Theater Bremen
Christoph Lepschy, Dramaturg, 38 Jahre
Internationale Figurentheaterfestivals in München, Magdeburg und Augsburg, Schauburg München, Theater Freiburg,
diverse Publikationen, u. a. „Theater der Zeit“
Stephan Rottkamp, Leitender Regisseur, 35 Jahre
Inszenierungen am Burgtheater Wien, Theater Freiburg, Thalia Theater Hamburg, Münchner Kammerspiele, Schauspielhaus Bochum und Staatstheater Stuttgart
Andrea Schwieter, Dramaturgin, 32 Jahre
Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz, Internationale Theaterakademie Ruhr, Schauspielhaus Zürich, Theater Basel
Tom Till, Künstlerischer Betriebsdirektor, 39 Jahre
Mitbegründer Theater Affekt Berlin, Theater Basel
Stefan Voß, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, 40 Jahre
Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZDF, P.U.N.K.T. PR, Leiter Kommunikation und Marketing Wolfsburg