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„Onkel Wanja“ von Anton Tschechow im Schauspiel Dortmund

Premiere 1. April 2023, um 19.30 Uhr

„Hier haben Sie mein Leben und meine Liebe: Wo soll ich hin damit, was soll ich damit anstellen?“ Seit Jahren verwaltet Iwán Petrówitsch Wojnízkij, genannt Onkel Wanja, aufopferungsvoll das Gut seiner inzwischen verstorbenen Schwester. Er finanziert damit Karriere und Stadtleben seines Schwagers, des von ihm verehrten Kunstprofessors Serebrjaków.

Copyright: Birgit Hupfeld

Unterstützt wird er von seiner Nichte Sonja, die seit Langem für den zynischen Arzt und Naturschützer Astrow schwärmt. Als der Professor in Begleitung seiner zweiten Frau Elena auf dem Gut eintrifft, kommt Bewegung in das eintönige Landleben: Wanja und Astrow verlieben sich in Elena und der Professor entpuppt sich als eitler und egoistischer Hypochonder – der schließlich verkündet, das durch Wanjas und Sonjas Einsatz inzwischen abbezahlte Gut verkaufen zu wollen. Plötzlich steht nicht nur Wanja vor den Scherben seines Lebensentwurfes – alle Beteiligten müssen sich ihren unerfüllten Sehnsüchten stellen…

Zurückgewiesene Liebe,  zerstörte Ideale und die Frage nach dem Sinn im Leben: Hochkomisch und tieftraurig, leichtfüßig und existenziell erzählt Tschechow die Dramen ganz normaler Antihelden, denen es nicht gelingt, ihre Wut und Sehnsucht in Aktivität für ein besseres Leben zu transformieren. „Wie soll man leben?“

Die Inszenierung des jungen Londoner Regisseurs Rikki Henry – für seine „Hamlet“-Inszenierung am Stadttheater St. Pölten bereits mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet – übersetzt den rasenden Stillstand einer untergehenden Gesellschaft in unsere unmittelbare Vergangenheit. Zwischen „The Office“ und Samowar, zwischen nächtlichen Büroparties und repetitiver Arbeit, zwischen Aufbegehren und Resignation zeigt er Tschechows Figuren als Gefangene ihrer selbst, und der Spiegel, den sie uns vorhalten, ist ebenso lächerlich wie anrührend wahrhaftig.

Übersetzung von Angela Schanelec nach einer Übersetzung von Arina Nestieva

Regie und Video Design Rikki Henry
Ausstattung Emma Bailey
Choreografie Rachael Nanyonjo
SND-Design Benjamin Osborn
Dramaturgie Marie Senf
Licht Sibylle Stuck
Ton Christoph Waßenberg, Gertfried Lammersdorf
Regieassistenz Ruven Bircks
Bühnenbildassistenz Slynrya Kongyoo
Kostümassistenz Ebru Dursun
Inspizienz Christoph Öhl
Soufflage Violetta Ziegler
Unterstützung Assistenz und Übersetzung Jasmin Johann

Alexander Wladímirowitsch Serebrjaków Linus Ebner
Jeléna (Elena) Andréjewna Sarah Quarshie
Iwán Petrówitsch Wojnízkij, genannt „Onkel Wanja“ Ekkehard Freye
Sofja Alexándrowna (Sonja) Nika Mišković
Michaíl Lwówitsch Ástrow Alexander Darkow
María Wassíljewna Antje Prust
Iljá Iljítsch Telégin Adi Hrustemović
Marína Lola Fuchs

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