Er kennt die Feinde so genau, weil sie seine Herkunft sind. Othellos militärische Erfolge sind Voraussetzung und Garantie für die gesellschaftliche Anerkennung in seinem neuen Heimatland. Doch mit der heimlichen Heirat Desdemonas, Tochter eines der besten Häuser Venedigs, überschreitet Othello den ihm zugestandenen Platz. Stereotype und Vorurteile wenden sich nun offen gegen ihn. Jago, ein Fähnrich weit untergeordneten Rangs, sieht seine Chance für den Aufstieg. Intrigenreich macht er Othello zum Spielball diskreditierender Vorurteile und treibt ihn in einen paranoiden Eifersuchtswahn. Der geachtete General verwandelt sich in den Blicken der Venezianer in den monströsen Wilden, den jetzt alle in ihm sehen.
Shakespeares Stück von 1603 spielt mit dem Umgang einer Gesellschaft mit dem Nicht-Normativen. Othello ist der personifizierte Fremde – und wirft die Frage nach dem Preis gesellschaftlicher Akzeptanz auf. Was vordergründig wie eine Eifersuchtstragödie anmutet, ist ein Stück über die Gewalt gesellschaftlicher Ordnungsstrukturen und den Verlust von Identität als Preis der Integration.
Othello Werner Strenger
Jago Frank Wickermann
Desdemona Marieke Kregel
Cassio | Brabantio Matthias Heße
Doge | Emilia Magdalene Artelt
Rodrigo | Bianca Patrick Dollas
Inszenierung Ulrich Greb
Bühne Birgit Angele
Kostüme Elisabeth Strauß
Dramaturgie Nicole Nikutowski