Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Prinz Hamlet der Osterhase oder Sellawie" von Fritz Herzmanovsky-Orlando im Tiroler Landestheater Innsbruck"Prinz Hamlet der Osterhase oder Sellawie" von Fritz Herzmanovsky-Orlando im..."Prinz Hamlet der...

"Prinz Hamlet der Osterhase oder Sellawie" von Fritz Herzmanovsky-Orlando im Tiroler Landestheater Innsbruck

Premiere 12.11.2011, 19.30, Kammerspiele. -----

Ein grotesk-phantastisch-urösterreichisches Panoptikum hat der im Wien des Jahres 1877 geborene Fritz von Herzmanovsky-Orlando in seiner „Gesellschaftskomödie“ versammelt:

 

Da sind Thekla Wallenstein, genannt „Baby“, standesbewusste Tochter aus dem Hochadel und der arme „hohlröhrende Mime“ Rudi Lallmayer, der sich zum Schluss als weggelegtes Fürstenkind erweist; oder der polnische Pseudo-Graf Judasz Tadeusz Jaroszinsky, der noch rechtzeitig als Falschspieler entlarvt wird; oder die reiche Witwe Wetti Zwöschbenflöck, die aus nicht ganz altruistischen Gründen zur Rettung des armen Schauspielers bereit wäre.

 

Um Herzmanovsky-Orlando ranken sich zahlreiche Anekdoten, und er selbst machte sich zum Mythos. Bei genauerer Betrachtung nimmt sich sein Lebenslauf doch recht bescheiden aus. Zuerst Architekt, gab er wegen chronischer Nierentuberkulose seinen Beruf auf und verlegte mit seiner Ehefrau 1917 seinen Wohnsitz in das sonnigere Meran. Das väterliche Vermögen ermöglichte ihm neben zahlreichen Reisen, fortan als Schriftsteller und graphischer Künstler tätig zu sein.

 

Zu Lebzeiten kaum publiziert, wurde Herzmanovsky-Orlando erst posthum durch die von Friedrich Torberg herausgegebene Gesamtausgabe bekannt. Sein Nachlass liegt im Innsbrucker Forschungsinstitut Brenner-Archiv.

 

„Betrachtet den Unsinn, damit ihr auch den Sinn erkennen könnt“, lautet Herzmanovskys Gebrauchsanweisung. So finden sich neben einer liebevoll karikierten postmonarchistischen Gesellschaft auch Elemente des absurden Theaters und köstliche Seitenhiebe auf die Künstlerschaft, etwa im „Österlichen Zwischenspiel“ um Prinz Hamlet. Und kurzerhand findet auch „Sein oder Nichtsein“ seine Entsprechung im unschwer als böhmakelnde Transkription von „C’est la vie“ erkennbaren Schlusswort:GRAF ÜLLÖ: SELLAWIE!

 

Regie: Michael Worsch

Bühne: Andreas Lungenschmid

Kostüme: Andrea Bernd

Musik: Florian Bramböck

 

Mit:

DURCHLAUCHT ZDENKO WALLENSTEIN, fürstliche Gnaden und Herzog von Přelouč …Gerhard Brössner

BARBARA EUSEBIA, geb. Prinzessin von Gonzaga, seine Gemahlin … Eleonore Bürcher

THEKLA, genannt Baby, beider Töchter …Elli Wissmüller

CLARA EUGENIA GRÄFIN TERZKY, geb. Herzog von Caravayal,

ARABELLA, eine Zigeunerin …Janine Wegener

HEINZ ZWONIMIR ARBOGAST GRAF TERZKY, ihr Sohn … Michel Heil

VISCOUNT TEDDY BUTTLER, tit. Ehrentambour zu Pferd der Royal Yorkshire Artillery u. britischer

Militärattaché in Prag …Gerhard Kasal

TÖHÖTÖM GRÓF ULLÖ …Ronald Seboth

ELEMÉR GRÓF ISZO-LÁNYI …Walter Sachers

PROF. DR. WENZEL SENI, Privatdozent aus Prag Günter Lieder JUDASZ TADEUSZ GRAF JAROSZINSKY,

Adelsmarschall von Zambor …Burkhard Wolf

RUDI LALLMAYER, ein hohlröhrender Mime und Aspirant des Burgtheaters …Johannes Gabl

DR. ENGELBERT BLAHA, Oberlandesgerichtsrat .. Michael Arnold WETTI ZWÖSCHBENBLÖCK, eine unermesslich reiche Witwe …Judith Keller

FRITZ VON KODAKOWSKY, Kriminalphotograph als verdeckter Ermittler alias ULTIMUS HOWNITSCHEK,

Wallensteinischer Leibkammerdiener alias EIN DÜSTERER POLIZEIKOMMISSÄR

(Inspektor) alias VANILIUS KREPETZ, Kerkermeister …Klaus Rohrmoser

 

Weitere Vorstellungen:

November: 18. – 20.00 Uhr, 23. – 20.00 Uhr, 25. – 20.00 Uhr

Dezember: 1. – 20.00 Uhr, 3. – 19.30 Uhr, 9. – 20.00 Uhr, 17. – 19.30 Uhr, 31.

(Silvester) – 19.30 Uhr

Für

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑