Schnitzler legt dabei das Lügengeflecht bürgerlicher Doppelmoral bloss und enthüllt unter den gebrochenen gesellschaftlichen Masken ein düsteres Menschenbild. Als sie entstanden, waren die zehn Dialoge von Schnitzler «für die Bühne nicht gedacht und nicht geschrieben». Der Dichter ahnte den Skandal und die Missverständnisse um den «Reigen» voraus. «Ein Liebesreigen» hiess das Stück noch in der 1895 geschriebenen Urfassung. Die Liebe hat Schnitzler kurz vor der Veröffentlichung aus dem Titel gestrichen.
Barbara Frey eröffnete im Schauspielhaus Zürich die letzte Spielzeit mit Ibsens «John Gabriel Borkman». In den letzten Jahren gelangen ihr präzise und erfolgreiche Inszenierungen, so von Tschechows «Onkel Wanja» am Bayerischen Staatsschauspiel (eingeladen zum Theatertreffen 2004), von Ödön von Horváths «Geschichten aus dem Wiener Wald» an den Salzburger Festspielen, von «Arsen und Spitzenhäubchen» am Burgtheater Wien und zuletzt von «Medea» am Deutschen Theater in Berlin mit Nina Hoss in der Titelrolle.
Im «Reigen» wird u.a. nach langer Abwesenheit vom Schauspielhaus Zürich auch wieder Burghart Klaussner als Dichter zu sehen sein.
Regie Barbara Frey – Bühne Bettina Meyer – Kostüme Bettina Munzer – Licht Frank Bittermann – Dramaturgie Klaus Missbach
Mit Barbara Nüsse (Die Dirne), Siggi Schwientek (Der Soldat), Lina Beckmann (Das Stubenmädchen), Jörg Pohl (Der junge Herr), Friederike Wagner (Die junge Frau), Michael Neuenschwander (Der Ehegatte), Marie Tietjen (Das süsse Mädel), Burghart Klaussner (Der Dichter), Julika Jenkins (Die Schauspielerin), Robert Hunger-Bühler (Der Graf)