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Schauspiel Köln: „Der Idiot“ nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski Schauspiel Köln: „Der Idiot“ nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski Schauspiel Köln: „Der...

Schauspiel Köln: „Der Idiot“ nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Premiere am 22. April 2012 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. -----

Ein guter Mensch sein, selbstlos und uneigennützig handeln, galt wohl schon zu Dostojewskis Zeiten als idiotisch. Fürst Myschkin kehrt von einem Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz, wo er als Epileptiker behandelt wurde, nach Petersburg zurück.

Hochgradig naiv, unschuldig, emphatisch ist er ein „im positiven Sinne schöner Mensch“, wie Dostojewski selbst formuliert. Aber er verunsichert seine Mitmenschen, die ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich erklären, wofür sie ihn halten: für einen Idioten eben. Und selbst die Menschen, die vorgeben, ihn zu lieben, quälen ihn: Da ist der Kaufmann Rogoschin, den er auf der Heimreise kennenlernt, und der ihn in seine brutale Liebesgeschichte mit Nastassja Filippowna verstrickt. Da ist die mit ihm verwandte Generalin und ihre drei Töchter, deren jüngste Aglaja ihn mit ihrem ambivalenten Begehren überfordert. Da ist die tief unglückliche Nastassja, die er vergeblich zu retten sucht. „Die gesamte Bewegung des Buches gleicht einem ungeheuren Kratereinsturz“ schreibt Walter Benjamin über den Roman, und tatsächlich kann sich Fürst Myschkin aus den sich auf ihn zustürzenden Figuren nicht mehr befreien, die Katastrophe nicht verhindern.

1866 erscheint „Verbrechen und Strafe“, der erste von Dostojewskis großen Romanen, im selben Jahr der innerhalb nur 26 Tagen verfasste Kurzroman „Der Spieler“. „Der Idiot“ wird 1867 von Dostojewski in Gent begonnen, 1868 in Mailand beendet.

Karin Henkel, die mit ihrer Münchener „Macbeth“ Inszenierung wieder zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen ist, erarbeitet einen Theaterabend, der den Roman „Der Idiot“ zur Grundlage hat: eine große Aufgabe, denn mit über 800 Seiten geht es um einen der „Elefanten“ in Dostojewskis Werk. Entdecken Sie mit den Schauspielern die Komik, Traurigkeit, Trivialität, die Zeitkritik und das Nachdenkliche, Banale und Abnorme der Dostojewskischen Welt und ihre Verbindung zu der unsrigen.

Übersetzt von Swetlana Geier

Es spielen Lina Beckmann, Holger Bülow, Yorck Dippe, Jennifer Frank, Marina Frenk, Charly Hübner, Markus John, Angelika Richter, Tanja Schleiff, Torsten Peter Schnick, Lena Schwarz, Maik Solbach, Marie Rosa Tietjen und Jördis Triebel

Inszenierung: Karin Henkel,

Bühne: Muriel Gerstner,

Kostüme: Klaus Bruns,

Musik: Daniel Regenberg,

Dramaturgie: Rita Thiele

Weitere Vorstellungen am 22. und 27. April

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