Auch Graf Appiani, der im Interesse von Odoardo seine Tochter heiraten wird, liebt Emilia; oder zumindest die Möglichkeit, mit ihr ein Leben zu beginnen, weitab von den Machtkämpfen des Hofes. Wie die Verehrer und Odoardo selbst, so liebt auch die Mutter die schöne Tochter und zwar mehr als den Vater. Alles dreht sich um Emilia, sie ist das Zentrum aller Interessen. Selbst Marinellis, der als Vertrauter des Prinzen eine Intrige entspinnt, welche die Hochzeit Emilias verhindern soll. Aber hinter all der Rotation um das junge, noch unbedarfte Mädchen, verbirgt sich schlussendlich Stillstand das Verharren in egozentrischen Interessen.
"Emilia Galotti", das bürgerliche Trauerspiel, das Lessing 1772 schrieb, erzählt auch heute noch trotz veränderter Gesellschaftsstrukturen, von einem anderen Subjekt- und Glücksverständnis über die Anziehungskraft von Macht, der Sehnsucht nach Sicherheit sowie von der Möglichkeit, einen geliebten Mensch als Projektionsfläche eigener Bedürfnissen zu missbrauchen.
Aus der langjährigen Gastspiel-Verbindung mit dem Theater Winterthur (CH) ist die Idee zu dieser Koproduktion entstanden. Die Schweizer Regisseurin Barbara-David Brüesch hat bereits mehrfach am SCHAUSPIEL STUTTGART gearbeitet ("Heuschrecken", "Eines langen Tages Reise in die Nacht", "Fräulein Julie", "Harper Regan"). Die Premiere in Winterthur war am 4. November 2010. Nun ist die Inszenierung erstmalig in Stuttgart zu sehen.
Regie: Barbara-David Brüesch,
Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt,
Musik: <strøm> (Gaudenz Badrutt, Christian Müller),
Dramaturgie: Sarah Israel
Mit: Benjamin Grüter (Hettore Gonzaga),
Toni Jessen (Graf Appiani),
Sarah Sophia Meyer (Emilia Galotti),
Katharina Ortmayr (Claudia Galotti),
Rainer Philippi (Odoardo Galotti),
Claudius von Stolzmann (Marinelli),
Nadja Stübiger (Gräfin Orsina)
Koproduktion mit dem Theater Winterthur