Dies trichtert er auch seinem Küchenjungen Leon ein, der sich anbietet, Gregors Neffen Atalus aus germanischer Kriegsgefangenschaft zu befreien. Leon weiß zwar nicht, wie dies ohne List und Lüge gehen soll, lässt sich aber als Koch beim Grafen Kattwald anstellen, der Atalus gefangen hält. Von da an operiert Leon mit dreister Offenheit und ist so provozierend ehrlich, dass er Narrenfreiheit genießt und sein Befreiungsplan gelingt. Kattwalds Tochter Edrita, die gegen ihren Willen verheiratet werden soll, wird Leons Verbündete. Sie schließt sich den beiden Männern an und wandern mit ihnen zurück – aus der Barbarei in die Zivilisation.
Weh dem, der lügt! wurde 1839 am Hofburgtheater uraufgeführt. Im Zentrum des Stücks steht die Frage, ob eine absolute Norm – hier das Gebot, stets die Wahrheit zu sagen – den Anforderungen der Wirklichkeit tatsächlich standhalten kann und ob die beiden Welten, die in Grillparzers Stück aufeinander treffen – die Lichtwelt des Bischofs und die Schattenwelt des Grafen Kattwald – nicht letztlich dieselben Eigenschaften bergen.
Der junge Regisseur Tobias Kratzer, Preisträger in sämtlichen Kategorien beim Grazer Ring Award 2008, führt mit Grillparzers komödiantischphilosophischem Märchenspiel zum ersten Mal Regie am Schauspielhaus Graz.
Zum Autor
Franz Grillparzer, geb. 1791 in Wien, gest. 1872 ebenda. Studium der Rechte, Eintritt in den österreichischen Staatsdienst. 1832 bis 1856 Direktor des Hofkammerarchivs. Grillparzer ist einer der bedeutendsten Vertreter der nachklassischen Dichtung. Hauptwerke: Das Goldene Vlies (1821), König Ottokars Glück und Ende (1825), Des Meeres und der Liebe Wellen (1831), Weh dem, der lügt! (1838) und Libussa (posthum 1874).
Zum Regisseur:
Tobias Kratzer, geb. 1980 in Landshut, studierte Schauspiel- und Musiktheaterregie an der Bayerischen Theaterakademie, inszenierte dort u. a. Bunbury und La Traviata. Er war Stipendiat der Masterclass Schauspiel der Salzburger Festspiele und Finalist des Europäischen Opernregiepreises. 2008 erhielten er und sein Ausstatter Rainer Sellmaier den 1. Preis und alle Sonderpreise des Grazer Ring Awards für Rigoletto. Jüngste Arbeiten: Benjamin Brittens Ein Sommernachtstraum (Nationaltheater Weimar), Cosí fan tutte (Bayerische Staatsoper), Die Zauberflöte (Theater Heidelberg), Rigoletto an der Värmlandsoperan Schweden. Auf sein Debut als Schauspielregisseur am Schauspielhaus Graz folgen die Opern Admeto (Oper Leipzig) und La Sonnambula an der Grazer Oper.
Inszenierung Tobias Kratzer
Bühne und Kostüme Rainer Franz Sellmaier
Dramaturgie Regina Guhl
Mit Thomas Frank, Sophie Hottinger, Florian Köhler, Franz Solar, Jan Thümer, Dominik Warta, Franz Xaver Zach
Weitere Vorstellungen am 26., 27., 30. Jänner 2010, jeweils 19.30 Uhr, am 31. Jänner bereits um 15 Uhr, Hauptbühne. Sowie am 4. und 12. Februar 2010, jeweils 19.30 Uhr, Hauptbühne.
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com