Es herrscht Ausverkauf in der Stadt Zürich: Es wird abgerissen, renoviert und aus dem Boden gestampft. Ein neuer Stadtplan entsteht, auf dem sich die Gewichte der Quartiere verschieben. Wo gerade noch der Durchgangsverkehr brummte, findet sich heute eine begehrte Wohnzone, die für viele der Alteingesessenen zu teuer wird. Auch die Kreativwirtschaft verlässt das Industriequartier, weil die Mieten unerschwinglich werden. An den Rändern Zürichs entstehen in den sich am schnellsten entwickelnden Wirtschaftsregionen der Schweiz riesige Wohn- und Büroflächen in einer Geschwindigkeit, mit der Stadtplaner nicht mithalten können oder wollen.
Was genau geschieht in dieser Stadt? Wer sind die Akteure in diesem Spiel? Haben die Bürger auch etwas zu sagen? Und wie könnte eine Stadt aussehen, die nicht nur vom Profit bestimmt ist? Während neun Tagen nähert sich eine begehbare Stadtinstallation in der Schiffbauhalle diesen Fragen, indem sie verschiedene Raumsituationen für unterschiedliche künstlerische Handschriften schafft. In Raum- und Klanginstallationen, Zeichnungen, Video- und Fotoarbeiten beschäftigen sich Künstler mit Verkehrsflüssen und Wohnungsnot, Gentrifizierungstendenzen und ihren Widerständen und schaffen einen kaleidoskopartigen Blick auf Zürich und Phänomene der Stadtentwicklung – analytisch, spielerisch, nostalgisch oder utopisch.
Das Eröffnungswochenende: Am 24. und 25. September werden die künstlerischen Arbeiten durch Performances sowie Vorträge und Diskussionen in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Hochparterre ergänzt. Schauspieler des Schauspielhauses entführen die Besucher auf eine Stadtführung der besonderen Art oder sind als Akteure in einer urbanen Geldwäscherei anzutreffen. Die Zeitschrift Hochparterre untersucht gemeinsam mit Fachleuten, wie es zu den gegenwärtigen Entwicklungen in Zürich gekommen ist und wohin die Reise dieser Stadt noch führen könnte: Neubauten werden analysiert und Visionen fürs Glattal präsentiert.
Es wird gezeigt, wie jede Sekunde ein Quadratmeter Land verschwindet. Sollte Zürich sich weiter verdichten? Dies fragen sich die Gäste des Städtebaustammtischs am Samstag, bevor der Abend musikalisch ausklingt.
Am nächsten Tag geht der Blick in andere Länder, wenn Vorträge und Diskussionen um die Frage kreisen: Was kann Zürich von der klassischen europäischen Stadt, was von China und was von den Slums dieser Welt lernen?
Die Abendveranstaltungen: Im Rahmen des Urbanitätsprojekts im Schiffbau gibt es vom 26. September bis zum 1. Oktober jeden Abend eine Veranstaltung in der begehbaren Stadtinstallation. Begegnen Sie Vertrautem in ungewohnter Umgebung und entdecken Sie Neues, indem Sie Filme, Diskussionen, Lesungen und Partys rund um das Thema Stadt besuchen.
„Alles muss weg!“ bietet neun Tage lang Träume und Visionen, Bestandsaufnahmen, Analysen und Prognosen rund um das Thema Stadt.
Konzept: Lukas Bärfuss, Katja Hagedorn, Bettina Meyer, Anja Kerschkewicz, Nadia Schrader
Begehbare Stadtinstallation mit Arbeiten und Projekten von Georg Keller, Anja Kerschkewicz, Annabel Lange, Bettina Meyer, Anca Munteanu Rimnic, Barbara Pfyffer, Nadia Schrader u.a.
Performances am Eröffnungswochenende von und mit Jan Bluthardt, Klaus Brömmelmeier, Julia Kreusch, Sean McDonagh, Isabelle Menke, Anca Munteanu Rimnic, Anna Papst, Nicolas Rosat
Das Eröffnungswochenende
Samstag, 24. September
11.30h Eröffnungsvernissage
12.00h Stadtführung mit Anna Papst
13.00h „Zürich, abgerissen und neu gebaut“
Vortrag von Axel Simon, Redaktor Architekturmagazin „Hochparterre“
14.00h „Eine Vision für das Glattal“
Präsentation der Architektengruppe Krokodil
15.30h „Dichte oder Zersiedelung?“
Vortrag von Benedikt Loderer, Gründer des Magazins „Hochparterre“
16.30h „Hongkong an der Limmat“
Vortrag von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein (Architekten, Professoren ETH Zürich)
17.30h Stadtführung mit Anna Papst
18.30h Städtebau-Stammtisch „Zürich: Was geht noch rein?“
Es diskutieren Annette Gigon (Architektin Gigon Guyer), Hanspeter Guggenbühl (Journalist und Energieexperte), André Odermatt (Stadtrat, Vorsteher Hochbaudepartement),
Carmen Walker Späh (Juristin und Kantonsrätin), Philip Ursprung (Kunsthistoriker ETH Zürich);
Moderation Rahel Marti (leitende Redaktorin Hochparterre)
20.30h Konzert GUZ & Die Averells
22.00h Party mit DJane Eve of Destruction mit Gordon Bleu
Sonntag, 25. September
12.00h Öffnung Schiffbauhalle
13.00h Stadtführung mit Anna Papst
15.00h „Ist die traditionelle Stadt noch zeitgemäss?“
Vortrag von Nicola Braghieri (Professor für Architektur an der TU Darmstadt und der Universität Genua)
16.00h „China als Vorbild?“ Vortrag von Falk Kagelmacher (Architekt und Städtebauer)
17.00h „Kann Zürich von den Slums dieser Welt lernen?“ Vortrag von Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner, Professoren an der ETH Zürich)
18.30h Stadtführung mit Anna Papst
19.30h Diskussion – „Ist Zürich dicht (genug)?“ Mit Patrick Gmür (Direktor des Amtes für Städtebau Zürich) und Richard Wolf (Urbanist, Forscher, Kampagnenleiter und Aktivist);
Moderation Axel Simon (Redaktor „Hochparterre“)
Begehbare Stadtinstallation
Vom 26. September bis 2. Oktober in der Halle des Schiffbaus, jeweils von
12 bis 23 Uhr geöffnet.
Abendprogramm vom 26. September bis zum 1. Oktober:
Shower
Film von Zhang Yang
Der Geschäftsmann Daming kehrt nach Peking zurück. Dort führt sein Vater ein traditionelles Badehaus – in einem Viertel, das abgerissen werden soll. Der preisgekrönte Film von Zhang Yang aus dem Jahre 1999 thematisiert auf humorvolle und anregende Weise den Konflikt zwischen Fortschritt und Tradition. In Originalsprache mit englischen Untertiteln
Am 26. September um 20 Uhr im Schiffbau/Halle
Weisse Flecken
präsentiert von Lukas Bärfuss
Warum hat die Stadt Zürich immer noch kein neues Kongresshaus? Was geschieht mit dem Kasernenareal und dem Flugplatz Dübendorf? Wer ist schuld an der Wohnungsnot und mit welchen Mitteln wäre sie zu bekämpfen? Über diese Themen unterhält sich Lukas Bärfuss im Rahmen der Reihe
„Weisse Flecken“ mit dem Raumplaner Bernd Scholl, Professor an der ETH Zürich.
Am 27. September um 20 Uhr im Schiffbau/Halle
Im Land der letzten Dinge
Lesung von Isabelle Menke nach Paul Auster
Eine Stadt ohne Namen, in nicht allzu ferner Zukunft. Es herrscht das tägliche Grauen. Vergewaltigung, Raub, Mord. Wer nicht zu den Plünderern gehört, verbringt seine Zeit damit, Abfall und Fäkalien zu sammeln. Mitten in diesem Schrecken sucht die junge Anna ihren verlorenen Bruder. Die Schauspielerin Isabelle Menke präsentiert Paul Austers Briefroman aus dem Jahr 1987, die alptraumhafte Vision einer Stadt, in der nur der Kampf um das nackte Überleben zählt.
Am 28. September um 20 Uhr im Schiffbau/Halle
Auf der Suche nach der verlorenen Öffentlichkeit.
Ein Tag der Feldforschung
Wo ist die Öffentlichkeit hin? Wer hat sie abgeschafft? Und an welchen Orten soll die Öffentlichkeit über ihre Themen sprechen? An verschiedenen Plätzen der Stadt verbringen Experten aus Wissenschaft und Kunst einen Tag und versuchen mit der Bevölkerung von Zürich, diese Fragen zu
beantworten. Ihre Erfahrungen und Berichte bilden die Grundlage für die Abenddiskussion im Schiffbau.
Eine Zusammenarbeit mit dem SNF-Forschungsprojekt „Re/Okkupation“ des Instituts für Theorie der ZHdK
Konzeption und Leitung Tim Rieniets (Stadtforscher an der ETH Zürich),
Imanuel Schipper (Schauspieler und Dramaturg; Dozent an der Zürcher
Hochschule der Künste ZHdK)
Am 29. September um 20 Uhr im Schiffbau/Halle
Der Gott der Stadt
Lesung mit Sarah Hostettler und Fabian Müller
Moskau in Bulgakows „Der Meister und Margarita“, Dublin in Joyces „Ulysses“, Zürich in Kurt Guggenheims monumentalem Roman „Alles in Allem“: Die Stadt ist wesentliche Protagonistin in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Die Schauspieler Sarah Hostettler und Fabian Müller entführen auf eine literarische Reise durch die grossen Metropolen.
Konzeption Meike Sasse, Ausstattung Barbara Pfyffer
Am 30. September um 20 Uhr im Schiffbau/Halle
Kammer Karaoke goes Schiffbau
Die Film-Musik-Karaoke-Party: #8 – Science-Fiction
Kammer Karaoke lädt zum fulminanten Gastspiel in den Schiffbau ein:
In den unendlichen Weiten der Halle beamen wir die besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten auf die Leinwände und lassen trotz epischer Soundtracks keine Endzeitstimmung aufkommen. Singt die Songs von morgen und lasst euch von uns in unbekannte Welten und Zustände transferieren. Sollte der Replikator ausfallen, versorgt uns die Cocktailbar mit pangalaktischen Donnergurglern und klingonischem Blutwein.
Konzeption Anja Kerschkewicz und Eva Krämer
Mit Fabian Müller (Moderation) und dem Team Dieselkaraoke
Am 1. Oktober um 20.30 Uhr im Schiffbau/Halle
Karten für alle Veranstaltungen sind an der Theaterkasse,
Rämistrasse 34, telefonisch unter der +41 (0)44 258 77 77,
oder im Webshop unter www.schauspielhaus.ch erhältlich.