Doch es nicht bloss ein Text über die Flüchtlingskrise; es ist ebensosehr ein Text über Europas Selbstverständnis, unsere Bigotterie und den Umgang mit Menschen und ihren grundlegenden Rechten, deren Geltungsbereich auch diesseits der EU-Grenzen nicht mehr immer zu gelten scheint.
Sie kommen zu uns, weil sie dort, wo ihre Heimat ist, nicht bleiben können; weil Krieg herrscht, Bürgerkrieg, Revolution. Weil sie unterdrückt werden, gefoltert, mit dem Tode bedroht. Weil ihre Töchter missbraucht werden. Weil sie verfolgt werden für ihren Glauben, ihr Anderssein. Weil schreckliche Seuchen wüten in ihrem Land und / oder Hungersnot herrscht. Willkür herrscht auf jeden Fall. Nun sind sie da, die Fremden, und hoffen, bei uns in Sicherheit zu sein und bleiben zu können. Doch sie sind eben Fremde – mit welchem Recht und welcher Absicht kommen sie her? Sind sie gekommen, um zu bleiben, oder gehen sie wieder? Und warum gehen sie nicht woandershin, ins Nachbarland zum Beispiel, da ist es doch auch sicher ...
In einem ihrer furiosen Sprachkunstwerke geht die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek der Frage nach, welche Verpflichtung wir denen gegenüber haben, die zu uns kommen und um Hilfe bitten. Schon der Titel ist Programm: Die «Hiketiden» des Aischylos, auf die sich Jelinek bezieht,
werden meist mit «Die Schutzflehenden» übersetzt; bei Jelinek sind es Schutzbefohlene, uns zum Schutze anbefohlen.
Claudia Meyer, Regie u Bühne
geboren in Kleinmachnow, studierte von 1992-1996 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Vor ihrem Studium war sie als Regieassistentin am Teamtheater München tätig, im Anschluss folgte ein Engagement am Hans-Otto-Theater Potsdam. 1999 war sie am Theater Akròama in Cagliari engagiert. Daneben spielte sie in verschiedenen Filmen, u.a. «Die Kette» von Bettina Blümer. Claudia Meyer war Ensemblemitglied am Deutschen Nationaltheater Weimar, wo sie u.a. das Gretchen in der mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichneten Inszenierung von Goethes «Faust I» spielte und u.a. mit den Regisseuren Hartmut Wickert, Grazyna Dylag, Felix Ensslin, Stephan Märki und Michael Simon arbeitete.
Mit den Inszenierungen «Die Zahl der Liebe ist Drei» mit Texten von Fernando Pessoa (2004) und der Uraufführung von Helmut Kraussers «Diptychon» (2005, Koproduktion mit der Ruhrtriennale) gab Claudia Meyer am DNT Weimar ihr Regiedebüt, wo sie seit 2008 als Hausregisseurin arbeitete. Weitere Inszenierungen dort waren Goethes «Torquato Tasso», «Bérénice» (Racine), «Hamlet - no roof access» (nach B. M. Koltès und Heiner Müller), «Gefährliche Menschen» (Jörg-Michael Koerbl, UA), Brechts «Dreigroschenoper», «Wittgensteins Neffe» (nach Thomas Bernhard), Goethes «Die Wahlverwandtschaften», «Kluck-Labor I - IV» (vier Stücke von Oliver Kluck), Elfriede Jelineks «Winterreise» sowie Shakespeares «Der Kaufmann von Venedig». Weitere Inszenierungen u.a. «Ronja Räubertochter» am Stadttheater Klagenfurt, «Sprich mit mir» (nach «Orlando» von Virginia Woolf), eine Tanztheaterproduktion mit Schauspiel und Musik am Tanztheater Erfurt. Am Konzert Theater Bern inszenierte Claudia Meyer Friedrich Dürrenmatts «Frank V.» (2012), Frischs «Biedermann und die Brandstifter» (2013) mit Musik für Chor (Komposition Michael Wilhelmi) und «Der Weibsteufel» von Karl Schönherr (2014) und in dieser Saison «Othello» von Shakespeare.
Regie und Bühne Claudia Meyer –
Kostüme Lea Nussbaum –
Musik Ruslan Shevchenko –
Dramaturgie Sophie-Thérèse Krempl –
Mit Patricia Rotondaro, Milva Stark, Philippe Ducou, Tobias Krüger, Sebastian Schneider