Die junge Amelia Grimaldi soll mit Paolo, Kanzler des Dogen, verheiratet werden, liebt aber den Edelmann Gabriele Adorno. Als Boccanegra in Amelia seine auf immer verloren geglaubte Tochter erkennt, verweigert er Paolo ihre Hand. Dieser sinnt auf Rache: Er überzeugt Gabriele, dass Boccanegra der Geliebte Amelias sei, der den Dogen daraufhin vergiftet. Erst im Angesicht des Todes kann Boccanegra den Irrtum aufklären, segnet das junge Paar und ernennt Gabriele zu seinem Nachfolger. In Pater Andrea erkennt er seinerseits Fiesco und eröffnet ihm, dass Amelia seine Enkelin sei – das Ende einer lebenslangen Todfeindschaft ist besiegelt.
Der ebenso düstere wie hoch spannende Plot des Simon Boccanegra kam Giuseppe Verdi, wie er in einem Brief an Cesare de Sanctis vom Neujahrstag 1853 schreibt, bei der Suche nach „neuen, grandiosen, abwechslungsreichen, kühnen Stoffen“ in besonderer Weise entgegen. Verdi konzentriert die Handlung ganz auf die Todfeindschaft zwischen Fiesco und Boccanegra, so dass der Liebe Amelias zu Gabriele Adorno kaum Platz eingeräumt wird, ja, diese tritt sogar hinter der Vaterliebe Boccanegras zur wiedergefundenen Tochter zurück!
Schließlich und endlich ist Simon Boccanegra aber auch ein eminent politisches Drama: Simon Boccanegra, der als Korsar gegen den Willen der Adelspartei durch das Volk zum Dogen ernannt wird,
scheitert letztlich an den unversöhnlichen, von Hass und Intrigen gelenkten Auseinandersetzungen der verfeindeten Lager. Die Unfähigkeit der jeweiligen Wortführer, sich zu einer Politik der Aussöhnung und Vereinigung des in Einzelstaaten zerfallenen Italiens durchzuringen, führt dem Dogen die Aussichtslosigkeit seiner Bestrebungen vor Augen und lässt ihn zugleich als durchaus schon tragikomisches Opfer seines von Gefühlen geleiteten Handelns erscheinen: „Ich weine über Euer trügerisches Blumenfest, / Und werde beständig rufen: Frieden! / Und ständig rufen: Liebe!“
Insbesondere in der durch Arrigo Boito im Zuge der Umarbeitung gänzlich neu geschaffenen Ratsszene als Finale des 1. Aktes kulminiert so „der politische Aufruhr mit den subjektiven Leidenschaften, die geschichtliche mit der individuellen Tragödie“. (Uwe Schweikert)
Simon Boccanegra erweist sich in der engen Verflechtung von politischer und privater Tragödie als zeitlos aktueller Stoff. Nicht zuletzt im Hinblick auf die jüngsten Parlamentswahlen in Italien und anderer europäischer Staaten wird deutlich, mit welch geradezu visionärem Blick Verdi und Boito hier ein Bild von der Unmöglichkeit verantwortlichen politischen Handelns im Zeichen von Korruption, Intrige und Todfeindschaft gezeichnet haben. Am Theater Erfurt ist Verdis eindrucksvolle, von großartigen Ensemble- und Chorszenen geprägte Oper erstmals nach über 80 Jahren wieder zu erleben, in einer spektakulären, die politische Dimension herausfordernden Inszenierung der jungen italienischen Regisseurin Pamela Recinella.
Nach Salome und La clemenza di Tito ist Verdis Simon Boccanegra in Erfurt die dritte Produktion
der erfolgreichen Reihe „Oper halbszenisch“!
Oper in einem Prolog und drei Akten
Text von Francesco Maria Piave und
Arrigo Boito
UA Venedig 1857 / Mailand 1881
In italienischer Sprache mit Übertiteln
Musikalische Leitung Samuel Bächli
Inszenierung Pamela Recinella
Ausstattung Norman Heinrich
Simon Boccanegra Kartal Karagedik
Jacopo Fiesco Vazgen Ghazaryan /
Sebastian Pilgrim
Paolo Albiani Máté Sólyom-Nagy
Pietro Dario Süß
Ameilia Grimaldi Ilia Papandreou
Gabriele Adorno Richard Carlucci
Ein Hauptmann Roberto Lee
Eine Magd Katja Bildt*
Thüringer Opernstudio
Opernchor des Theaters Erfurt
Philharmonisches Orchester Erfurt
Kooperation mit der
Thüringen Philharmonie Gotha
Weitere Aufführungen Fr, 10.05. l Fr, 17.05. l Sa, 01.06. l So, 09.06.2013
Tel. Kartenservice 0361-22 33 155 (tägl. 10 bis 18 Uhr)
Weitere Informationen unter www.theater-erfurt.de