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Spielzeiteröffnung: Antike und Uraufführung im Deutschen Theater Berlin

Ab 31. August.

»Anfänge« lautet das Motto der Spielzeit 2006/07 am Deutschen Theater, die Stücke aus der Antike in einen Dialog mit neuen Theaterstücken und jungen Spielweisen in einer komplett neuen Spielstätte setzt.

Auf dem Spielplan steht ein Antiken-Schwerpunkt mit Tragödien von Aischylos und Euripides neben Uraufführungen von Yasmina Reza, Jon Fosse, Ingo Schulze und anderen europäischen Gegenwartsautoren.

Elf neue Schauspieler kommen in das Ensemble: Constanze Becker, Meike Droste, Nina Hoss, Valery Tscheplanowa, Almut Zilcher, Regine Zimmermann; Michael Benthin, Matthias Bundschuh, Samuel Finzi, Stefan Konarske und Ernst Stötzner.

Die Regisseure Barbara Frey, Jürgen Gosch, Dimiter Gotscheff und Michael Thalheimer binden sich für zwei Jahre fest an das Haus. Und in einer Zeit, in der eigentlich immer nur von Theaterschließungen die Rede ist, eröffnet im

DT eine neue Bühne: »Box und Bar«, eine kompakte Blackbox im Foyer der Kammerspiele. Achtzig Zuschauerplätze für hautnahes Theater, neue Texte und aktuelle Themen – ab Oktober!

 

Den Auftakt bildet am 31. August die Uraufführung von Yasmina Rezas »Im Schlitten Arthur Schopenhauers«. Jürgen Gosch inszeniert die grausame Farce, in der ein Philosoph und seine Frau in die Krise geraten sind: Seine Welt aus Logik und Vernunft ist zusammen gebrochen, ihre Liebe wurde längst porös. Reza, die gefeierte Autorin von »Kunst« und »Dreimal Leben«, überließ Gosch die Uraufführung dieser »virtuosen literarischen Schlittenfahrt« (FAZ), ehe sie selbst in der französischen Erstaufführung im September in Paris mitwirken wird. Diese Ehre mag auch dem DT-Ensemble geschuldet sein: Erneut bilden Ulrich Matthes und Corinna Harfouch, wie zuletzt in »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« ein tragikomisches Ehepaar. Zudem sind Gabriele Heinz und Ernst

Stötzner zu sehen.

 

Am 23. September bringt Michael Thalheimer Aischylos' »Orestie«-Trilogie an einem Abend auf die Bühne. Thalheimer ist ein Meister des Verdichtens und Durchdringens, der auch in den vermeintlichen Milieustücken Gerhart Hauptmanns die zeitlose Tragödie freilegt. Jetzt setzt er sich nach seinem spektakulären Erfolg mit Goethes »Faust« erstmals direkt mit der Antike auseinander. In den Hauptrollen sind Constanze Becker als Klytaimestra, Stefan Konarske als Orest und Regine Zimmermann als Elektra zu sehen,

 

Im Deutschen Theater die antiken Tragödien, in den Kammerspielen ein deutsches »Satyrspiel«. Als solches bezeichnet Roland Schimmelpfennig sein Stück »Ambrosia«, für das sich Jürgen Gosch gleich wieder an die Arbeit

machte. Die Bestandsaufnahme männlicher Befindlichkeiten am Wirtshaustisch hat am 20. September Premiere. »Ambrosia« ist übrigens bereits das fünfte Stück seines Lieblingsautors Schimmelpfennig, das Gosch inszeniert. Im Deutschen Theater ist bereits seine Uraufführung von »Auf der Greifswalder Straße« (wieder am 13.9.) zu sehen.

 

Als DT-Extras stehen zunächst zwei Lesungen mit Alexander Osang und Zadie Smith auf dem Plan. Der vielfach ausgezeichnete Journalist und Autor Osang (»Die Nachrichten«) ging 1999 für den »Spiegel« in die USA. Jetzt kehrt er nach Berlin zurück und liest am 15.9. aus neuen Texten. Zadie Smith landete mit ihrem ersten Roman »Zähne zeigen« einen vielfach ausgezeichneten internationalen Bestseller. Am 29.9. stellt sie ihr neues Buch »Von der Schönheit« vor, das gleichfalls hymnische Rezensionen erhielt. Zadie Smith liest auf Englisch, Yasmin Tabatabai liest die deutschen Passagen.

Nicht nur im neu eröffneten Admiralspalast, auch im Deutschen Theater hämmerten Mitte August die Bauarbeiter im Wettlauf mit der Zeit. In den Kammerspielen wird die dritte Spielstätte »Box und Bar« eingerichtet, im Deutschen Theater der Bühnenturm saniert und die Technik auf den

modernsten Stand gebracht. Das Motto »Anfänge« ist bis in die Grundmauern spürbar…

 

Zu den Premieren:

IM SCHLITTEN ARTHUR SCHOPENHAUERS von Yasmina Reza

Kann uns Philosophie im Ernstfall helfen? Ariel Chipman hat sein Leben den Gedanken Spinozas gewidmet. Hat er auf den falschen Denker gesetzt? Als er an Silvester weint und zu Hause bleiben will, schlägt ihn seine Frau – ausgerechnet mit dem Bulletin der Philosophischen Gesellschaft – und zwingt ihn zum Feiern. Ariel Chipmans innerer Rückzug bringt vier Personen zum Reden: ihn selbst, seine Frau, seinen früheren Kollegen und die Psychiaterin. Alle sprechen, aber keiner spricht mit dem anderen. Yasmina Rezas neues Stück ist eine grausame Farce; ein heiteres, fast komisches

Stück über die Unzulänglichkeit der Menschen, über Verzweiflung und Scheitern, unkontrollierte Ausbrüche und den Schritt in den Abgrund, der überall lauert.

Uraufführung 31. August um 20 Uhr in den Kammerspielen

 

DIE ORESTIE von Aischylos

Mit der »Orestie« des Aischylos eröffnet das Deutsche Theater einen Zyklus von antiken Stücken unter dem Motto »Anfänge«. Michael Thalheimer inszeniert nach Goethes »Faust« die einzige vollständig erhaltene Trilogie der Griechischen Tragödie. Aischylos erzählt die Geschichte des Atriden-Stammes als Entstehungsgeschichte der Demokratie. Blutige Taten und Racheakte erschüttern die Familie des Feldherren Agamemnon und seiner Frau Klytaimestra bis hin zu den Kindern Orest und Elektra. Klytaimestra und ihr Liebhaber Aigisthos töten Agamemnon, daraufhin wird Orest zum Mörder an der eigenen Mutter... Erst das Einschreiten der Göttin Athene ersetzt das Prinzip Rache durch einen höchst modernen Begriff von Recht und Rechtsstaatlichkeit. »Tun-Leiden-Lernen« wird zur zentralen Botschaft der Trilogie, die Michael Thalheimer an einem Abend auf die Bühne bringt.

Premiere am 23. September um 19.30 Uhr im Deutschen Theater

 

AMBROSIA von Roland Schimmelpfennig

Im Deutschen Theater die antiken Tragödien, in den Kammerspielen zu Anfang ein deutsches »Satyrspiel«. Allerlei Nektar ist in »Ambrosia« bereits vor Stückbeginn reichlich geflossen: Die lange Restaurant-Tafel, an der eine Gruppe sich festgesessen hat, ist voll leerer und halbvoller Gläser und

Flaschen. Hier steht nur auf, wer eine Rede zu halten hat oder aufs Klo muss oder schließlich doch von seiner Frau abgeholt wird. Deutsche Männer, die in enem fot Gsschäfte erledigen, berufliche oder private, wo ist der Unterschied? – und ihre Biographien verteidigen. Dabei stürzt jeder dieser Repräsentanten des Mittelstands auf seine Art ins Bodenlose, mal unter Lachen und Singen, mal unter Heulen und Zähneklappern. Jürgen Gosch inszeniert mit »Ambrosia« bereits das fünfte Stück Schimmelpfennigs. Im Deutschen Theater ist seine Uraufführung von »Auf der Greifswalder Straße«

zu sehen.

Premiere am 20. September um 20 Uhr in den Kammerspielen

 

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