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Staatsschauspiel Dresden: "Die Räuber" von Friedrich SchillerStaatsschauspiel Dresden: "Die Räuber" von Friedrich SchillerStaatsschauspiel...

Staatsschauspiel Dresden: "Die Räuber" von Friedrich Schiller

Premiere am 13. April 2012 im Schauspielhaus. -----

Es ist die Geschichte zweier ungleicher Brüder, Karl und Franz Moor. Der eine strahlend, klug und gewandt, der andere hässlich, verbittert und verschlagen. Der eine Student, der sich der Liebe der schönen Amalia sicher ist. Der andere zuhause, allein und zerfressen von Hass.

Es ist auch die Geschichte zweier gleicher Brüder, Karl und Franz Moor. Beide abhängig von der Liebe ihres Vaters – wird sie ihnen entzogen, so taumeln sie in Raserei. Beide fähig zu hassen, zu töten, in völliger Teilnahmslosigkeit ihren Mitmenschen beim Untergang zuzuschauen. In beiden erlischt das Licht der Vernunft und der Sitte, wenn die Welt sie zurückweist.

Das Stück erzählt von Intrige und Amok, davon, wie Franzens schwarz gezogene Fäden die Familie spalten. Wie sich Karl darum entschließt, eine Räuberbande zu gründen, in die Wälder, außerhalb der Welt, zu gehen und von dort aus die Menschen in den Städten mit seinem Hass zu überziehen. Es erzählt davon, wie schnell im Menschen die Bestie geweckt wird und dass es nicht viel mehr bedarf als eines Funkens, um einen Weltenbrand zu ent­zünden. Und es erzählt auch über das Bild der Söhne von der Not des Vaters, der zwei so ungleiche Kinder hat, dass es unmöglich scheint, ihnen beiden gerecht zu werden.

Zuvorderst aber erzählt es von Wut, von der Verzweiflung, die die jungen Männer erfasst, deren Leben – zu ihrem Entsetzen – vor ihnen liegt, ihnen aber nichts bietet außer Enge und Leere und Haltlosigkeit und Pflicht. So greifen sie zur Waffe – nicht im Ringen um irgendetwas, sondern im Kampf gegen alles. Wenn die Welt mich nicht beherbergt, dann wird sie vernichtet.

Regie führt Sebastian Baumgarten, der sich in Dresden zuletzt mit E. T. A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ befasst hat. Baumgarten, der zu den profiliertesten Regisseuren seiner Generation gehört, sucht stets ungewohnte Erzählweisen für uns scheinbar vertraute Stoffe. Er geht ihnen inhaltlich nahe, um ihren Kern freizulegen. Er nähert sich ihnen mit Respekt und dennoch radikalem ästhetischen Zugriff – so entstehen neue Perspektiven auf alte Stoffe und die heutige Welt. Das Brüderpaar Franz und Karl wird gespielt von Wolfgang Michalek und Matthias Reichwald, ihren Vater spielt Dieter Mann und die Amalie Sonja Beißwenger.

Regie: Sebastian Baumgarten

Bühne: Barbara Ehnes

Kostüm: Ellen Hofmann

Musik: Max Renne

Video: Stefan Bischoff

Dramaturgie: Robert Koall

Mit: Sonja Beißwenger, Thomas Braungardt, Christian Clauß, Thomas Eisen, Sascha Göpel, Stefko Hanushevsky, Dieter Mann, Wolfgang Michalek, Matthias Reichwald, Annika Schilling, Sebastian Wendelin und Viroumania (Percussion)

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