Szenen, die sich über jede Sprachbarriere hinweg einprägten. 2011 ist ein Ensemble der »Drama School« vom Freedom Theatre im Flüchtlingslager Jenin zum zweiten Mal bei der KinderKulturKarawane dabei. Die »2. Generation« der Schauspiel-Schule stellt in einer Gastspielreise durch Europa eine neue, eigene Inszenierung vor. Wieder werden Ausschnitte der palästinensischen Lebenswelt auf die Bühne gebracht – aus der Sicht der 2. Generation.
Man kann gespannt sein, ob und wie sich die Sicht auf die alltägliche Realität in Jenin gewandelt hat. Im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig ist der Auftakt für die Reihe der Deutschland-Gastspiele des neuen Stücks aus Palästina.
Der israelische Schauspieler und Regisseur Juliano Mer Khamis und seine Mutter sind die Begründer des Freedom Theatre Jenin. Jenin liegt im Norden des seit 1967 von Israel besetzten Westjordanlands. Früher galt Jenin als die »Gartenstadt Palästinas«; heute umschließt Jenin eines der größten palästinensischen Flüchtlingslager mit mehr als 5.000 Kindern und Jugendlichen. Eine Kindheit, in der sie sorglos spielen können, erleben sie dort nicht.
Das Freedom Theatre Jenin will mit Mitteln der Kunst soziale und politische Veränderung bewirken. Den Kindern und Jugendlichen des Flüchtlingslagers werden unterschiedliche Möglichkeiten eröffnet, eigene Fähigkeiten zu entfalten und das Selbstvertrauen aufzubauen, das sie brauchen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ziele sind dabei die psychosoziale Entwicklung der Kinder zu fördern. Mit ihnen gemeinsam soll ein Raum geschaffen werden, in dem sie Phantasien entwickeln und sich andere Realitäten vorstellen können. Man will Bedingungen herstellen, in denen sich Jungen und Mädchen in gleicher Weise und ohne Scheu einbringen, ausprobieren und Fähigkeiten entwickeln können, den kulturell, sozial und politisch gegebenen Barrieren selbstbewusst zu begegnen, um sie verändern zu können.
Der Alltag im Flüchtlingslager ist von Gewalt überschattet. Dies belegt auch der grausame Mord an Juliano Mer Khamis: Er wurde im April dieses Jahres von einem maskierten Täter in Jenin erschossen.
In Zusammenarbeit mit der KinderKulturKarawane und medico international