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Stadttheater Bern: „Dialogues des Carmélites” von Francis Poulenc

Premiere am Samstag, 23. Januar um 19.30 im Stadttheater.

 

Blanche, die unter Panikattacken leidet, flieht ins Kloster, wo sie hofft, ihre Angst zu überwinden.

Die Französische Revolution macht aber vor Klostermauern nicht halt und verbietet den Nonnen die Ausübung ihrer Ordensregeln. Diese stellen sich dagegen und nehmen dafür den Märtyrertod in Kauf. Einzig Blanche flieht. Die Standhaftigkeit jedoch, mit welcher ihre Mitschwestern ihr Martyrium antreten, errettet Blanche von ihrer Angst. Furchtlos folgt sie ihnen aufs Schafott.

 

Das Libretto, voll emotional-psychologischer, aber auch historischer Brisanz, basiert auf Georges Bernanos gleichnamigem einzigen Bühnenstück. Dieses wiederum entstand nach Gertrud von Le Forts Novelle „Die Letzte am Schafott“ aus dem Jahr 1931.

 

Die Erzählung, geschrieben in der dunklen Zwischenkriegszeit, geht auf ein Schreckenskapitel der französischen Revolutionszeit zurück, ein Massaker an den Nonnen eines Karmeliterinnenklosters. Poulenc selbst suchte nach dem Schockerlebnis des Unfalltods seines Freundes verstärkt religiösen Trost. Dem Komponisten gelang die musikalische Formulierung des Stoffes über eine reine Glaubensoper hinaus.

 

Aus der Sicht der furchtsamen Nonne Blanche erzählt, scheut das Werk die direkte Schilderung nicht. Blanche verliert durch die Konfrontation mit dem natürlichen Sterben der alten Priorin und dem Mord an ihren Mitschwestern letztlich die Angst vor dem irdischen Tod, indem sich ihr Blick auf das ewige Leben richtet.

 

Im Umgang mit Orchester und Gesangsstimme grenzt sich Poulenc unter Berufung auf Monteverdi, Mozart, Verdi und Mussorgski von der musikalischen Avantgarde seiner Zeit ab. Der Trauermarsch „Salve regina“, mit dem die Nonnen singend zur Hinrichtung ans Schafott treten, sowie der Schockeffekt des niedersausenden Fallbeils gegen die lärmende Revolutionshymne „Ça ira“ lassen das Ende zum dramatischen Höhepunkt werden.

 

Die Oper stellt die Frage nach der moralischen Verantwortung des Menschen vor sich selbst mit einer Dringlichkeit, die unter die Haut geht. Poulencs Musik lässt niemanden unberührt, und der Schluss des Werkes gehört zu den grossartigsten der Opernliteratur.

 

1976 kam die Oper am Stadttheater Bern letztmals zur Premiere. Jetzt, nach 34 Jahren, steht sie wieder auf dem Spielplan; damals unter dem deutschen Titel „Die Letzte am Schafott“, jetzt in der französischen Originalfassung „Dialogues des Carmélites”. In seinem 1957 uraufgeführten Werk lässt der französische Komponist Francis Poulenc Revolution und Religion aufeinander treffen.

 

Musikalisch grenzt sich Poulenc von der Avantgarde seiner Zeit ab. Impressionistische Klangfarben und ein sprachnaher Vokalstil prägen sein Werk. Der Trauermarsch, mit dem die Nonnen singend ans Schafott treten, sowie das niedersausende Fallbeil sind der dramatische Höhepunkt der Oper.

 

Als Blanche ist die Sopranistin Rachel Harnisch zu hören, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Stadttheater-Chefdirigent Srboljub Dinic, und Regie führt Bernd Mottl, der letzte Spielzeit in Bern „Die Fledermaus“ inszenierte.

 

Libretto vom Komponisten nach dem Drehbuch (1947) von Georges Bernanos, Raymond Bruckberger und Philippe Agostini in der Bearbeitung als Drama „Dialogues des Carmélites“ (1951) von Albert Béguin und Marcelle Tassencourt

Nach der Novelle „Die Letzte am Schafott“ (1931) von Gertrud von Le Fort

 

Auftragswerk der Scala in Mailand

Uraufführung 1957

In Originalsprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung Srboljub Dinic

Inszenierung Bernd Mottl

Bühne Alain Rappaport

Kostüme Dagmar Fabisch

Chor Alexander Martin

 

Marquis de la Force Kristian Paul

Blanche, seine Tochter Rachel Harnisch, Hélène Le Corre

Der Chevalier, sein Sohn Fabrice Dalis

Madame de Croissy, Priorin Ursula Füri-Bernhard

Madame Lidoine, die neue Priorin Fabienne Jost

Mutter Maria, Subpriorin Claude Eichenberger

Schwester Constance, eine junge Novizin Hélène Le Corre, Anne-Florence Marbot

Mutter Johanna, Dechantin Qin Du

Schwester Mathilde Silvia Oelschläger

Beichtvater Andries Cloete

Erster Kommissar Tomi Kimmo Kuusisto

Zweiter Kommissar, Offizier, Kerkermeister Erwin Hurni

Thierry Rolf Scheider

Javelinot Ivaylo Ivanov

 

Chor und Extrachor des Stadttheaters Bern

Berner Symphonieorchester

 

 

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