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STRUWWELPETER - Junk Opera von Julian Crouch, Phelim McDermott, Martyn Jacques - Schauspielhaus Graz

PREMIERE 02.04.2016, 19.30 Uhr | | HAUS EINS. -----

Bizarrer könnte das Trüppchen von jugendlichen Rebellen nicht sein, das der Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann 1845 in seinem zur Legende gewordenen Bilderbuch „Der Struwwelpeter“ versammelte. Der böse Friederich, das zündelnde Paulinchen, oder Konrad, der Daumenlutscher – sie alle sind wie für die Bühne geschaffen, um uns mit ihren grotesken Geschichten von Auflehnung und Anarchie mächtig zum Gruseln zu bringen.

Oft ist „Der Struwwelpeter“ als Paradebeispiel sogenannter schwarzer Pädagogik gegeißelt worden. Aber ist Hoffmanns kleiner Horrorladen nicht auch Ausdruck der zum Albtraum geronnenen Ängste von Eltern? Oder Dokument überlebenswichtiger Unangepasstheit und Verweigerung, denen eine Gesellschaft gestern wie heute häufig bloß mit Strafandrohung und Abschreckung begegnet? Sind Diätcamps und Ritalin nicht ebenso bittere Arznei, wie die, die Hoffmanns böse Buben verabreicht bekamen? Und überhaupt: Haben wir nicht auch ein Anrecht darauf, einmal ein arger Wüterich, einmal „Hans guck in die Luft“ zu sein?

In der gefeierten Bühnenadaption von Phelim McDermott und Julian Crouch aus dem Jahre 1998, für die die Londoner Band „The Tiger Lillies“ Hoffmanns Texte kongenial vertonte, führt der Struwwelpeter einen bitter-komischen Reigen zwischen Vaudeville, Gruselkabinett und Punk-Musical an. Anleihen bei Kurt Weill und Tom Waits sind bei den „Tiger Lillies“ um Martyn Jacques kein Zufall, genauso wenig wie tiefschwarzer englischer Humor. Mal böse provozierend, mal melancholisch und sehnsüchtig verführt diese grell-verzaubernde „Junk Opera“ in die Abgründe der Seele zwischen Auflehnung und Gehorsam, Traum und Wirklichkeit. Und so wird aus dem berühmten, oft parodierten und ebenso viel gescholtenen Kinderbuch ein Ausflug auf die dunkle Seite der Seele, jenseits von Vernunft und Folgsamkeit, die in uns allen steckt.

Markus Bothe, geboren 1970, ist ein Spezialist für das fantasievolle Erzählen von großen romantischen Stoffen. Die Inszenierung seines Stückes „Roter Ritter Parzival“ am Schauspiel Frankfurt wurde 2010 mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Der in Basel lebende Regisseur arbeitete u. a. am Schauspielhaus Frankfurt, an der Deutschen Oper Berlin und am Schauspielhaus Hamburg.

REGIE

Markus Bothe

BÜHNE

Robert Schweer

KOSTÜME

Justina Klimczyk

DRAMATURGIE

Jan Stephan Schmieding

MUSIKALISCHE LEITUNG

Henning Nierstenhöfer

BÜHNENMUSIK

Henning Nierstenhöfer, Matthias Trippner

MIT

Henriette Blumenau, Pascal Goffin, Julia Gräfner, Benedikt Greiner, Sarah Sophia Meyer

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