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Theater Bonn: DER MENSCHENFEIND von Molière

Premiere 1. Dezember 2018, 19:30 H, Schauspielhaus

In seinem MENSCHENFEIND erzählt Molière die komische Tragödie eines Idealisten, der mit seiner Moral an seiner Umgebung scheitern muss. Der Text ist ein Wunder an psychologischer Klarsicht, realistischer Gesellschaftsanalyse, an glanzvollen Gesprächen und existentiellen Wortgefechten. Hans Magnus Enzensbergers Übersetzung ist ein intellektuelles und lyrisches Kunstwerk. Er verkürzt Molières Alexandriner in knappe Verse und verlegt die Geschichte rigoros in die Endphase der Bonner Republik: Dabei parodiert er nicht den pseudointellektuellen Jargon der Schickeria-Gesellschaft mit wütender Prosa, sondern übersetzt ihn in schöne, leichte Verse, füllt den klassischen Endreim mit jeder Menge Humor und bringt tote Sprache zum Tanzen, die so zum besonderen Vergnügen dieser Geschichte von heilloser Liebe und unheilbarem Menschenhass wird.

Copyright: Thilo Beu

Die Hauptfigur Alceste ist eine gespaltene und damit überaus moderne Figur. Ein Verliebter – jedoch unfähig zur Rhetorik der Liebe gegenüber der von ihm verehrten jungen Witwe Célimène. Alles, was auf dem gesellschaftlichen Parkett Rang und Namen hat, ist auf einer von ihren Partys versammelt, um zu feiern und einander Komplimente zu machen. Nur Alceste verweigert sich dieser Heuchelei. Als Dichter fühlt er sich ohnehin eher am Rande der Gesellschaft. Als ihn der Politiker Oronte um sein Fachurteil zu einem selbst verfassten Gedicht bittet, kommt es zum Eklat: Alceste sagt unverblümt, wie schlecht er „das Geschreibsel“ finde. Daraufhin droht Oronte, ihn mit einer Hetzkampagne öffentlich zu vernichten. Philinte, Alcestes Freund, drängt ihn, sich den neuen Zeiten anzupassen und „nicht als Weltverbesserer die Welt zu hassen“. Doch Alceste lehnt dies konsequent ab, verstrickt sich im Laufe der Ereignisse in immer mehr Konflikte und ist zuletzt der „Menschenflüchtling“, für den einzig die Einsamkeit noch lebbar scheint.

Jan Neumann ist erfolgreicher Theaterautor und Regisseur, dessen Stücke und Inszenierungen immer von einer außergewöhnlichen Liebe zu seinen Figuren und den SchauspielerInnen geprägt sind. Er arbeitet regelmäßig am Staatsschauspiel Stuttgart, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Bochum und am Nationaltheater Weimar, wo er auch Hausregisseur ist. Am Theater Bonn brachte er im letzten Jahr Juli Zehs UNTERLEUTEN auf die Bühne.

Inszenierung    Jan Neumann
Bühne    Matthias Werner
Kostüme    Cary Gayler
Musik    Johannes Winde
Licht    Sirko Lamprecht
Dramaturgie    Carmen Wolfram

Regieassistenz    Emanuel Tandler
Ausstattungsassistenz    Lucia Bushart
Inspizienz    Maurice Höchst   
Soufflage    Kerstin Heim
Regiehospitanz    Sarah Elisabeth Braun

Alceste    Daniel Stock
Cèliméne     Annika Schilling
Arsioné    Lydia Stäubli
Éliante    Lena Geyer
Philinte    Christian Czeremnych
Oronte     Bernd Braun
Acaste    Klaus Zmorek
Clitandre    Benjamin Morik

    01 Dez     19:30 H
    06 Dez     19:30 H
    14 Dez     19:30 H
    25 Dez     18:00 H
    31 Dez     19:30 H
    13 Jan     18:00 H
    19 Jan     19:30 H
    23 Jan     19:30 H

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