Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theater Freiburg: "WALDEN. Oder Leben in den Wäldern"Theater Freiburg: "WALDEN. Oder Leben in den Wäldern"Theater Freiburg:...

Theater Freiburg: "WALDEN. Oder Leben in den Wäldern"

Ein Projekt über Zukunftsvisionen nach dem Lebensbericht

von Henry David Thoreau

Premiere: Samstag, 1. Dezember 2007, 20 Uhr, Kleines Haus

Das Projekt „Walden“ begibt sich ins Fadenkreuz der Rezep-tionsgeschichte von „Walden“ zwischen Gandhi, der Thoreau bewunderte und dem „Unabomber“ Ted Kaczinski, der sich mit seiner terroristischen Technologiekritik ebenfalls direkt auf Thoreau berief.

Regie führt Hausregisseurin Sandra Strunz, die nach Kleists „Familie Schroffen-stein“ und Dea Lohers „Das Leben auf der Praca Roosevelt“ ihre dritte Arbeit in Freiburg zeigt. Die Premiere findet am 1. Dezember im Kleinen Haus statt.

Henry David Thoreau ist der Urvater aller Aussteiger aus der Zivilisation. 1845 unterzieht sich der Harvard-Student einem radikalen Selbstexperiment. Er baut sich eine Hütte am Walden-See, inmitten der Wälder von Massachusetts, um fern aller Zivilisation ein Leben im Einklang mit der Natur zu wagen.

Kann man außerhalb der globalisierten, kapitalistischen Welt leben? Ist ein Widerstand gegen das System innerhalb des Systems möglich? Warum sind wir nie mit weniger zufrie-den? Angesichts apokalyptischer Zukunftsvisionen wie der Klimakatastrophe, der Diktatur des Kapitalismus oder des Terrorismus, wird Regisseurin Sandra Strunz nach dem »Prin-zip Walden« (Einfachheit!) – Ideen wie Enthastung, Ver-zicht, Konzentration und Elastizität untersuchen und ihr subversives Potential ausloten.

„Als ob man die Zeit totschlagen könnte, ohne die E-wigkeit zu verletzen. Die große Masse Menschen führt ein Leben voll Verzweiflung. Was man so Resignation nennt, ist bestätigte Verzweiflung. Aus der Verzweif-lung der Stadt, zieht man in die Verzweiflung des Lan-des hinaus und tröstet sich an der Tapferkeit von Sumpfotter und Bisamratte. Eine stereotype, wenn auch unbewusste Verzweiflung ist selbst unter dem ver-steckt, was man gewöhnlich Vergnügungen und Unterhal-tung der Menschen nennt. Spiel ist keines darin, denn das kommt nach der Arbeit. Warum degenerieren die Men-schen immer? Einfachheit, Einfachheit, Einfachheit! Lass Deine Geschäfte zwei drei sein, sag ich dir, und nicht hundert oder tausend.“ (Walden)

In seinem zweiten berühmten Text “Über die Pflicht zum Un-gehorsam gegen den Staat“ verarbeitet Thoreau eine einzelne Nacht im Gefängnis, in das er wegen nicht bezahlter Steuern gesteckt worden war. Thoreau besaß die Kraft eines Visio-närs, seine Utopie auszudrücken und in gegenwärtiges Leben umzusetzen. Er dreht die Bedingungen von Wahrnehmung um, er probt den Ausstieg aus vermeintlich zwangsläufigen Syste-men, seine Urteile fallen klar aus. Heute sind wir mit un-serer Selbstkapitalisierung gleichzeitig maximal entfernt von Thoreau und doch ist uns sein Thema dichter auf den Fersen als je zu vor: „Ist Veränderung möglich?“ - Wo ste-hen wir heute? Ist die Menschheit noch zu retten? Gibt es eine Versöhnung zwischen Natur, Technik und Mensch?

Regie Sandra Strunz

Ausstattung Veronika Seifert, Daniela Selig

Dramaturgie Viola Hasselberg

Mit

Matthias Breitenbach

Johanna Eiworth

Bettina Grahs

Elisabeth Hoppe

Maria Kwiatkowsky

Thomas Mehlhorn

Weitere Vorstellungen:

Di, 4./ Mi, 5./ Do, 20./ Mi, 26. November 2007, jeweils 20 Uhr, Kleines Haus

Weitere Vorstellungen bis Ende März 2008 sind in Planung

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

PRÄZISE STRUKTUREN -- Neue CD: Schostakowitschs Präludien & Fugen op. 87 bei Pentatone/ Wer sie in S

Wer sie in Stuttgart mit Prokofieffs drittem Klavierkonzert erlebt hat, wird sie nicht vergessen. Die Rede ist von der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva, die die Präludien und Fugen von Dmitri…

Von: ALEXANDER WALTHER

RITTERLICHER HUMOR -- Das Stuttgarter Ballett zeigt "Don Quijote" im Opernhaus STUTTGART

In diesem Ballett von Maximiliano Guerra nach Miguel de Cervantes kämpft ein junges Paar um seine Liebe. Gleichzeitig begegnen wir Don Quijote als Träumer mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNENDLICHKEIT DER KLANGWELT -- Liederabend mit Benjamin Appl im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Die Nacht in all ihren geheimnisvollen Facetten stand im Mittelpunkt dieses bemerkenswerten Liederabends mit Benjamin Appl (Bariton), der auch bei Dietrich Fischer-Dieskau studierte, was man seinen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche