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Theater Heidelberg: DER UNTERTAN nach Heinrich Mann - Bühnenfassung von Markolf Naujoks

Premiere 29. Dezember 2019 um 19.00 Uhr, HebelHalle

»Ich habe Prügel bekommen, aber von meinem Papa. Ihr wäret froh, wenn Ihr auch Prügel von ihm bekommen könntet. Aber dafür seid ihr viel zuwenig.« So steht es auf den ersten Seiten des Romanklassikers »Der Untertan« geschrieben. Heinrich Mann stellt mit diesem Satz sofort ein Szenario von Herrschendem und Beherrschten, von Vater und Kind, von Kind und zukünftig für ihn Arbeitenden in den Raum.

Copyright: Susanne Reichardt

Mann beschreibt den Protagonisten Diederich Heßling als Beispiel eines bestimmten Typs Mensch in der Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs: obrigkeitshörig, feige und ohne Zivilcourage. Ein Mitläufer und Konformist.

Der Regisseur und Theatermusiker Markolf Naujoks erarbeitete selbst die Bühnenfassung und lässt sechs Schauspieler*innen die (Ab-)Gründe von Heßlings Entwicklung zum Prototyp eines »Untertans« erforschen. Er arbeitet seit 2013 regelmäßig am Theater und Orchester Heidelberg, zuletzt entstanden hier seine Bühnenadaptionen von »Kleiner Mann – was nun?« und »Das kalte Herz«. Und es wird wieder musikalisch:

Günter Lehr, dem Heidelberger Publikum unter anderem von den Heidelberger Schlossfestspielen bekannt, übernahm die musikalische Einstudierung mit den Heidelberger Schauspieler*innen und erarbeitete eigens für diese Inszenierung Chor-Arrangements mit dem Männergesangverein 1880 Heidelberg-Kirchheim e. V. und Sound Harmonists Heidelberg-Kirchheim unter der Chorleitung von Dr. Corinna Schreieck Musikdirektorin FDC.
»Stehet vereint,
Brüder, und laßt uns mit Blitzen
unsre Gebirge beschützen
gegen den Feinde! (…)«

Im Grunde seines Herzens ist Diederich Heßling unsicher. Nach oben hin duckt er sich vor der Obrigkeit, buckelt begeistert vor der Macht, dreht selbstgerecht das eigene Fähnchen nach jedem Wind und geht nebenbei über Leichen. Woher kommt diese Unsicherheit, diese Angst? Angst wovor? Und wieviel von den Ängsten dieses »Untertans« stecken in uns? Wer sind diese Feinde, vor denen wir uns glauben schützen zu müssen?

Rund hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung des Romans ist Diederichs Lebensentwurf noch immer erschreckend Erfolg versprechend – und im Klima eines erstarkenden Rechtspopulismus alles andere als ungefährlich.

    Regie und Bühne Markolf Naujoks
    Kostüme Theda Schoppe
    Chor-Arrangements und musikalische Einstudierung Günter Lehr
    Dramaturgie Maria Schneider

Ensemble Nicole Averkamp | Daniel Noël Fleischmann | Daniel Friedl | Magdalena Neuhaus | Hendrik Richter | Andreas Seifert

    Diederich Heßling Nicole Averkamp | Daniel Noël Fleischmann | Daniel Friedl | Andreas Seifert
    Kaiser Wilhelm II. Hendrik Richter
    Agnes Göppel Magdalena Neuhaus
    Herr Göppel, Agnes’ Vater Andreas Seifert
    Guste Daimchen Magdalena Neuhaus

Männergesangverein 1880 Heidelberg-Kirchheim e. V. und Sound Harmonists Heidelberg-Kirchheim unter der Chorleitung von Dr. Corinna Schreieck Musikdirektorin FDC

 

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