Er unterschlägt eine hohe Summe und sucht die schillernde Dame auf, um sich mit dem Geld ein neues Leben mit ihr zu erkaufen – doch sie lacht ihn nur aus. Nun, im Besitz der »sechzig Mille«, kann und will er nicht mehr zurück in sein armseliges, altes Leben. Er macht sich auf, mit dem Geld rauschhaft all die Maßlosigkeit zu erleben, die ihm in seiner bisherigen Existenz vorenthalten war. Wie eine Naturkatastrophe brechen die Ereignisse dieses Tages über den Kassierer herein. Er sucht das Großartige und die Verausgabung. Doch alles, was er für Geld erwirbt, wird dadurch zur Ware: schal und entwertet. Das einzige, das in diesem Kreislauf der Unbefriedigtheit wächst, ist die Gier.
Georg Kaiser wurde 1878 in Magdeburg geboren. »Von morgens bis mitternachts« entstand 1912 im Geiste des Expressionismus. In wilder Dynamik und kinoartig rasendem Tempo kombiniert Kaiser das Wanderermotiv, mittelalterliches Mysterienspiel und Revue. Wie sieht das echte Leben aus, wofür lohnt es sich zu verbrennen? Kaisers radikales Ethos lautet: »Wer sich verschleppt, bringt sich ums Leben. Ziel des Seins ist der Rekord.«
Regie Marc Lunghuß
Bühne Martin Dolnik
Kostüme Grit Groß
Dramaturgie Heide Palmer