Die rund ein Jahrzehnt umspannenden Ereignisse der Odyssee werden auf einen kurzen Zeitraum zusammengedrängt – vom Abschied des Odysseus von der Nymphe Kalypso, die ihn jahrelang in der Grotte auf der Insel Ogygia festgehalten hat, bis zur Heimkehr nach Ithaka, wo seine treue Gattin Penelope ihn wieder erkennt und er die Königsherrschaft zurück erobert. Homers Epos zeigen einen Menschen, der mit Erfindungsreichtum und der Kraft seines Intellekts um sein Überleben kämpft. Die Erzählung spricht von menschlicher Größe und Fantasie, aber auch von Schwäche, Unzulänglichkeit, Niedertracht und Göttern, die die Menschen rücksichtslos instrumentalisieren.
Ziel der neuen Übertragung ist, wie Steinmann sagt, auf schlichte Weise »der homerischen Lakonie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen … Sie bildet die Welt in unendlicher Fülle jugendfrisch, unmittelbar und noch weitgehend frei von den Reduktionen der Abstraktion ab«. Und so beginnt Steinmanns Übersetzung auch in diesem Sinne direkt und schnörkellos mit den Worten: »Muse, erzähl mir«.