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U.T.E. - FESTIVAL: DAS NEUE EUROPA im Düsseldorfer Schauspielhaus

Als Höhepunkt und Abschluss der in der vergangenen Spielzeit gestarteten Uraufführungs- und Lesereihe „Das Neue Europa – Warten auf die Barbaren?“ findet vom 4. bis zum 17. April am Düsseldorfer Schauspielhaus ein U.T.E. Festival statt, das sowohl wichtige, zeitgenössische, vor allem osteuropäische Autoren präsentiert, als auch junge, aufstrebende Theatermacher aus Europa vorstellt, die bereits internationale Beachtung finden. Medial, auch filmisch geschult, musikalisch aufgeladen, ungewöhnliche Mischungen aus Körpertheater, Märchen und Realsatire – bei aller Unterschiedlichkeit ähneln sich die Herangehensweisen der jungen europäischen Künstler, die wir im Rahmen unseres Festivals vorstellen. Alle fremdsprachigen Gastspiele werden in deutscher Sprache übertitelt.

Nach der Festivaleröffnung am 4. April 2006 um 18.00 Uhr im Großen Haus mit Joachim Erwin, dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, dem Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär für Kultur des Landes NRW, sowie den Gastrednern Richard Swartz (schwedischer Schriftsteller und Osteuropa-Korrespondent) und Peter von Becker (Journalist) zeigt das Teatre Lliure aus Barcelona im Großen Haus „European House“, eine Uraufführung von Alex Rigola und seinem Ensemble. Alex Rigola, der das Stück konzipiert und inszeniert hat, wurde 1969 in Barcelona geboren und ist für seine Regiearbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem Montblanc Young Directors Award bei den Salzburger Festspielen 2004. „Ein Stück über Schöpfung ohne Worte“ nennt Rigola seine Arbeit. Der Zuschauer sieht den Querschnitt eines dreistöckigen Hauses, das sich nach der Beerdigung des Hausherren, eines wohlhabenden Geschäftsmannes, mit seiner Familie und Gästen füllt. Zufälligerweise heißt die Witwe Gertrud, ihr Sohn Hamlet, schreibt Rigola. Der Zuschauer beobachtet die weitgehend stummen Interaktionen, aber ein Nachdenken über Leben und Tod ist spürbar, ein möglicher Prolog zu Shakespeares bekanntestem Werk.

Aus Palermo haben wir die Uraufführung „La gatta di pezza“ (Die Flickenkatze) von Franco Scaldati eingeladen, inszeniert vom Autor gemeinsam mit dem Direktor des Theaters, Matteo Bavera. Franco Scaldati ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Italiens, „La gatta di pezza“ sein neuestes Theaterstück, das von Armut, Gewalt und Poesie im Leben einer Familie in Palermo erzählt.

Aus Polen stellen wir den jungen Regisseur Jan Klata vor, der vor kurzem am Stary Teatr Krakau „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“ nach dem Roman von Philip K. Dick uraufführte. Jan Klata, Jahrgang 1973, Autor und Dramatiker, ist einer der wichtigsten polnischen Künstler der jungen Generation und hat in den letzten Jahren mit seinen literarischen Arbeiten und Inszenierungen für Furore gesorgt. Auch seine Adaption und Inszenierung des Kult Science-fiction-Romans von Philip K. Dick hat in Polen heftige Kontroversen ausgelöst.

Mit einer berühmten, literarischen Vorlage spielt auch die Uraufführungsinszenierung „Rattled and Disappeared“ des jungen ungarischen Regisseurs Viktor Bodó. Mit dem Co-Autor András Vinnai bearbeitete er Kafkas „Prozess“ für einen Theaterabend, der inspiriert ist von Kafkas Thema einer mysteriösen und namenlosen Gewalt, der der Protagonist Josef K. ausgeliefert ist. Dieses Thema wird in einer absolut ungewöhnlichen Mischung aus Schrecken, Tragik, Komik und in mitunter geradezu karnevalesker Fröhlichkeit präsentiert. Eine verrückte, betrunkene, bewusstlose Welt, von einem äußerst spielfreudigen Ensemble mal als Horrortrip, mal als Abglanz eines Broadway-Musicals gespielt, getanzt und gesungen. Viktor Bodó , 1978 in Budapest geboren, studierte an der Theater- und Filmhochschule Budapest Schauspiel und Regie. „Rattled and Disappeared“ ist seine zweite Inszenierung am Katona József Theatre in Budapest, hatte dort im Januar 2005 Premiere und ist seitdem auf mehreren nationalen und internationalen Festivals mit vielen Preisen, u.a. für die beste Regie, das beste Bühnenbild, und mit Darstellerpreisen ausgezeichnet worden. Wir präsentieren diese hervorragende Inszenierung zum Abschluss unseres Festivals im Großen Haus.

Erstmalig im Rahmen des Festivals zu sehen: Die Uraufführung „Fernweh. Dromomania“ der moldawischen Autorin Nicoleta Esinencu, inszeniert von Andrej Kritenko, gespielt von Studenten der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart. Anlässlich des Festivals liest die Autorin Nicoleta Esinencu selbst am 8. April um 22.00 Uhr aus ihrem Stück „Fuck you, Eu.ro.Pa!“.

Die Stücke „Abgeschirmt“ von Marius Ivaškevicius und „Der lange Weg nach Nah“ von Peter Zilahy präsentieren wir in inszenierten Lesungen mit Schauspielern des Düsseldorfer Ensembles.

Abgerundet wird das Festivalprogramm durch eine deutsch-polnische Übersetzerwerkstatt, geleitet von Olaf Kühl, Publikumsgespräche in Anwesenheit der Autoren, "Städte", einem Konzert von FM Einheit und seiner Band und mehr.

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