Der Vermessungsimpuls der Aufklärung hat sich im Informationszeitalter radikalisiert – nichts und
niemand kann ihm mehr entgehen. Der „full take“ aller Daten von Allen ist da nur die logische Konsequenz. Unser digitales Leben wird voll überwacht und gerastert. Jede Information ist nur Sekunden entfernt, zu allem, überall und jederzeit. Das erleichtert unser Leben und macht es sicherer. Alles geschieht zu unserem Besten. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten. Sind wir uns da absolut sicher?
In seinem Roman „1984“ beschreibt George Orwell die Tyrannei eines totalitären Staates, in dem auch
eine „innere Emigration“ nicht mehr möglich ist. Doch das Gebot der absoluten Transparenz hat im 21.
Jahrhundert das Vorzeichen gewechselt: Überwachung verspricht jetzt Selbsterkenntnis und
Selbstoptimierung. Handlungen, die im 20. Jahrhundert unweigerlich auf autoritäre Staaten bezogen
wurden, geschehen nun freiwillig und im Zeichen von Freiheit und Selbstverwirklichung.
„1984" war nicht als Anleitung gedacht – ein beliebter Spruch von Überwachungskritikern unserer Gegenwart, die vor der Determinierung des Menschen durch Internetkonzerne und Geheimdienste warnen. Vieles, was Orwell in seiner Dystopie beschreibt, gehört schon heute zur Realität.
In „1984“ erleben wir die Umgestaltung unserer Gesellschaft unter dem Zwang des technisch
Möglichen. Narzissmus, Geiz, Bequemlichkeit, Ignoranz oder Leidenschaft sind die Motive unserer
Komplizenschaft bei diesem scheinbar unaufhaltbaren Prozess.
Bernd Liepold-Mosser thematisiert mit seinem Theaterentwurf „1984 durchgestrichen“, der durch unsere nahe Zukunft und deren Netzwelt navigiert, den Angriff auf unsere Freiheit und unsere Privatsphäre. Die physische Verausgabung der Schauspieler in dem durch Video erweiterten Bühnenraum macht die Gefahr eines technologischen Totalitarismus sinnlich erfahrbar. Liepold-Mosser stellt mit seiner Inszenierung die Frage, wie wir das digitale Universum mit unserem analogen Dasein sinnvoll in Einklang bringen und Demokratie, Kreativität und Selbstbestimmung rettenkönnen.
Der mehrfach preisgekrönte Autor und Regisseur Bernd Liepold-Mosser zeichnete am Vorarlberger
Landestheater zuletzt 2014 für Konzept und Regie des höchst erfolgreichen Opern-Theater-Pop-
Projektes ALCIN@ verantwortlich.
BERND LIEPOLD-MOSSER | Autor, Regisseur
geb. 1968 in Griffen, Studium der Philosophie in Wien, Mag.Dr. phil., arbeitet als Autor und Regisseur
für Theater, Film und Fernsehen. Uraufführungen und Inszenierungen u.a. am Stadttheater Heidelberg,
Oldenburgisches Staatstheater, Düsseldorfer Schauspielhaus, Stadttheater Klagenfurt, Schauspielhaus
Wien, Schauspielhaus Salzburg, Landestheater Niederösterreich. Drehbücher u. a. für die ORF-Reihe
8x45 und den ORF-Tatort. Auszeichnungen: Österreichisches Dramatikerstipendium 2001,
Förderungspreis des Landes Kärnten 2007, Rom-Stipendium, Wiener Dramatikerstipendium 2007,
Nestroy-Preis 2011 „Beste Bundesländeraufführung“, Nestroy-Nominierung 2011 „Beste Regie“,
Publikumspreis der „diagonale“ 2012 für den Film GRIFFEN. Am VLT zeichnete er für Konzept, Buch
und Regie des Opern-Theater-Pop-Projektes ALCIN@ verantwortlich.
Regie Bernd Liepold-Mosser
Dramaturgie Alexandra Althoff
Bühne & Kostüme Aurel Lenfert & Karla Fehlenberg
Video Philip Kandler
Licht Arndt Rössler
Big Sis Jele Brückner
O’Brien Stefan Maaß
Schmidt Roman Schmelzer
Julia Hanna Binder
WEITERE VORSTELLUNGEN: 01/04, 11/04, 16/04, 21/04, 03/05, 08/05 | 19.30 Uhr, Grosses Haus
STÜCKEINFÜHRUNGEN: 01/04, 03/05, 19.00 Uhr, T-Café
KARTEN: +43 (0)5574 42870 600 ticket@landestheater.org www.landestheater.org